Joachim Caspari
Geb.: 1882 in Brüssow (Uckermark)
Fachgebiet: Kinderheilkunde
Alija: 1924
Joachim Caspari wurde am 2. März 1892 als Sohn des Sanitätsrats David Caspari in der brandenburgischen Gemeinde Brüssow geboren. Gemeinsam mit seinem Vater David Caspari, ein erfolgreicher Arzt, der zu den Gründern des zionistischen Vereins „Esra“ gehörte, der sich als westliches Pendant der russischen Chowewei Zion-Bewegung verstand, besuchte Joachim bereits im Jahr 1911 Palästina.
Nach dem Gymnasium studierte er in Berlin Medizin. Im Ersten Weltkrieg diente er als Sanitätsarzt. Seine Approbation erhielt er 1916, ein Jahr später den Doktortitel. Anschließend ließ er sich zum Kinderarzt an der Berliner Universitätskinderklinik Charité ausbilden. Als überzeugter Zionist war Caspari „von einer beherrschten inneren Unruhe erfüllt, von einer tiefen Sorge um die Zukunft seines Volkes“. So war es nicht verwunderlich, dass er Berlin schon 1924 verließ, neun Jahre vor Hitlers Machtübernahme. Seit seiner Ankunft in Palästina arbeitete er als Leiter der Kinderabteilung am Hadassah Krankenhaus in Jerusalem. Da zu dieser Zeit die Sterblichkeit von Kleinkindern noch relativ hoch war, förderte Caspari aus hygienischen Gründen die Verabreichung von Trockenmilch – das Krankenhaus verfügte nicht über die nötigen Einrichtungen zur Kühlung der Säuglingsnahrung. Bei der Arbeit lernte er seine Frau Schoschana, eine Krankenschwester kennen, mit der er nach der Heirat 1926 nach Haifa übersiedelte.
Die Hafenstadt am Mittelmeer wurde seine neue Heimat. Zunächst übernahm er den Posten des Chefarzts der Kinderabteilung am dortigen Hadassah Hospital. Diese Klinik war für die Versorgung des gesamten Nordens des Landes zuständig. Nach einiger Zeit eröffnete er eine eigene Praxis, die sich sehr schnell einen ausgezeichneten Ruf erwarb – sowohl bei den jüdischen als auch den arabischen Patienten. Daneben arbeitete er in den Säuglingsstationen „Tipat Chalav“ und dem Krankenhaus von Ein Harod. In der Mandatszeit half Caspari illegalen Einwanderern, wie auch Überlebenden der Schoa, wie etwa den sog. Teheran Kindern.
„Casparis Weg war vorgezeichnet durch seinen konsequenten Zionismus“, schreibt ein Biograf. „Aber nicht diese einengenden, nationalistischen oder marxistischen Imitationen engsten Zuschnitts, die sich als legitime Erben des prophetischen Judentums kleinbürgerlich aufzublähen begannen.“ Obwohl er Zionist war, lehnte er „alle kurzatmigen Ideologien“ strikt ab. „Angesehen in seinem Fach und glücklich in seiner Familie“, das war sein Leitgedanke. Bis zu seinem letzten Tag bewahrte sich der Humanist und Arzt zudem seine jugendliche Frische und geistige Lebhaftigkeit. „Caspari war seit seiner Jugend gepackt von den Rätseln des Lebens, den letzten Fragen des Menschseins.“ Ganz ähnlich schrieb auch sein Kollege und enger Freund Dr. Bruno Ostrowski in seinen Erinnerungen: „Caspari ist immer ein ungewöhnlich jugendlicher Mensch geblieben, aufgeschlossen allen bedeutenden Erscheinungsformen des menschlichen Lebens. Ein unermüdlicher Leser und Sucher, mit dem sich zu unterhalten immer ein Genuss und eine wertvolle Bereicherung für mich selbst war.“
Nach einem „befriedetem und erfülltem Leben“ verstarb Joachim Caspari am 27. Dezember 1966 in Haifa.
Nach Hitlers „Machtergreifung“ hatten sich auch Casparis Eltern, obwohl bereits über 70 Jahre alt, zur Auswanderung nach Erez Israel entschlossen und ließen sich in Haifa nieder. David Caspari erlernte trotz seines angeschlagenen Gesundheitszustands noch Hebräisch, praktizierte jedoch in Palästina nicht mehr als Arzt. Er starb 1938 im Alter von 78.
Schoschana Caspari starb 1977. Das Ehepaar hinterließ einen Sohn, Jossi Caspari, sowie Tochter Rachel, die ebenfalls Krankenschwester wurde heiratete Israel Weinschenk heiratete, den Sohn von Dr. Justin Weinschenk. Die beiden gehören zu den Gründern des Kibbuz Palmachim.
Quellen:
Benedikt Kurzweil, Zum Geleit und Ludwig Pinner, Eine biografische Notiz, in: Joachim Caspari, Das Oberbewusstsein. Essays zu einem aus der Biologie entwickelten existentiellen Humanismus, Haifa 1969.
Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet. Geflohen. Ermordet, Freiburg 2007.
Gesprächsnotiz Rachel Weinschenk, Januar 2012.
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