Geb.: 1910 in Köln
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Toxikologie
Alija: 1935

Walter Herz wurde am 1. Juni 1910 in Köln geboren. Nach der Schulausbildung studierte er von 1929–1935 in Köln und Berlin Medizin sowie Chemie. Er promovierte bei Professor Dr. Bruno Kisch, Direktor der Abteilung für Physiologie, Biochemie und Pathophysiologie, an der Universität Köln im Fachbereich Medizin; die Beendigung seines Chemiestudiums wurde ihm jedoch von den Nationalsozialisten verwehrt. Der nichtgläubige Jude war Mitglied der jüdischen Gemeinde in Köln und engagierte sich in verschiedenen zionistischen Jugendorganisationen, wie etwa der Kadima oder dem Hechaluz und später im studentischen Kartell Jüdischer Verbindungen (K.J.V.).

1935 emigrierte der junge Arzt nach Palästina, wo er seinen deutschen Vornamen Walter ablegte und sich fortan Naftali nannte. Da er zunächst keine Zulassung als Mediziner bekam, arbeitete er im Kibbuz Givat Brenner in der Landwirtschaft. Schließlich begann er im Hadassah Krankenhaus Haifa zu arbeiten, zunächst in der chirurgischen, daraufhin in der pädiatrischen Abteilung. Nach einer zusätzlichen medizinischen Ausbildung ließ er sich 1941 als praktischer Arzt nieder. Herz gehörte zu den Gründern des Kibbuz Chanita. In den 1940er Jahren übernahm er von dort aus die ärztliche Betreuung der nahegelegenen jüdischen Siedlung Chirbet Zemach und arbeitete gleichzeitig im Krankenhaus ha-Emek. Im israelischen Unabhängigkeitskrieg diente das Hagana-Mitglied als Militärarzt im belagerten Jerusalem. Er beendete seinen Wehrdienst im Range eines Hauptmanns der israelischen Armee.

Von 1946 bis 1951 war der deutsch-jüdische Arzt am biochemischen Institut der Hebräischen Universität und am Hadassah Mount Scopus Hospital in Jerusalem beschäftigt. Anschließend wurde Naftali Herz Leiter des biochemischen Instituts am Rambam Krankenhaus in Haifa. Er gehörte zu den Pionieren der Toxikologie in Israel und wurde für seine Arbeit vom Gesundheitsministerium ausgezeichnet.

Naftali Herz hatte zwei Töchter aus erster Ehe und zwei Söhne aus zweiter Ehe. Sein jüngster Sohn war Kampfpilot bei der israelischen Luftwaffe und kam 1960 ums Leben. Naftali Herz starb im Jahr 1995.

Quellen:
Institut für Zeitgeschichte/Research Foundation for Jewish Immigration (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, München 1983.
Bruno Kisch, Wanderungen und Wandlungen: die Geschichte eines Arztes im 20. Jahrhundert, Köln 1966.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799–1948, Haifa 2008 (hebr.).