Karl und Elfriede Danziger (née Goldmann)
Geb.: 1884 in Hindenburg (Oberschlesien)/1894 in Friedland (Oberschlesien)
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Kinderheilkunde
Alija: 1939
Karl Danziger wurde 1884 in Hindenburg geboren. Er studierte Medizin in Breslau, Heidelberg und Würzburg. Im Ersten Weltkrieg diente er als Arzt. Nach seiner Entlassung aus der Armee ließ er sich als Praktiker in Brieg (Schlesien) nieder und arbeitete als Vertrauensarzt für Versicherungen.
Elfriede Goldmann wurde 1894 in Friedland geboren. Sie studierte Medizin in München und Breslau. 1920 promovierte sie an der Universität in Breslau, ließ sich danach zur Kinderärztin ausbilden und eröffnete anschließend eine eigene Praxis in Brieg. Dort lernte sie Karl Danziger kennen und heiratete ihren Kollegen. Das Ehepaar hatte zwei Töchter. Die ältere Tochter Lore, die 1922 in Brieg geboren wurde, erinnert sich an eine „phantastische Kindheit“ und intensiven Kontakt mit den nicht-jüdischen Nachbarn.
Mit den ersten antisemitischen Ausgrenzungen 1933 zogen die Danzigers nach Hindenburg zur Familie des Vaters. Dem Ärztepaar wurde die Approbation entzogen und sie durften ausschließlich als jüdische „Krankenbehandler“ tätig werden.
Nach der Pogromnacht im November 1938 wurde Karl sechs Wochen im KZ Buchenwald interniert. Da die Familie ein Zertifikat für die Einreise nach Palästina hatte, wurde er schließlich unter der Auflage freigelassen, Deutschland innerhalb von fünf Wochen zu verlassen.
In Triest nahmen die Danzigers ein Schiff nach Haifa und ließ sich in Tel Aviv nieder. Das Ehepaar musste fünf Jahre auf die Arbeitsgenehmigung durch die britische Mandatsregierung warten. Trotzdem, so Tochter Lore, waren die Eltern „niemals verbittert. Irgendwann konnten sie wieder arbeiten, aber das war es nicht allein. Man hat das Land geliebt und war froh, dass man da war und dass die Familie da war.“
Karl eröffnete eine Privatpraxis und arbeitete im Rahmen der Maccabi Krankenversicherung. Er starb 1962. Seine Frau Elfriede konnte sich als Kinderärztin niederlassen, war jedoch auch noch für die Kupat Cholim tätig. Sie starb 1977 in Tel Aviv.
Quellen:
Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet. Geflohen. Ermordet, Freiburg 2007.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
Andrea von Treuenfeld: In Deutschland eine Jüdin, eine Jeckete in Israel. Geflohene Frauen erzählen ihr Leben, Gütersloh 2011.
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