Geb.: 1891 in Berlin
Fachgebiet: Kinderheilkunde
Alija: 1926

Bruno Ostrowski wurde 1891 in Berlin geboren. Sein Vater Isak war Kaufmann und besaß ein Möbelgeschäft. Die Familie war assimiliert und pflegte sogar einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Die Schulausbildung absolvierte Bruno teilweise in Köln bei einem Onkel und schließlich in Pension bei einem Lehrer, der „aus mir einen Menschen mit jüdischem Inhalt“ machte, wie er sich erinnerte. Ostrowski wurde unter diesem Einfluss Mitglied des Vereins jüdischer Studenten (VJS).

Nach dem Abitur begann er Medizin zu studieren, zunächst in Bonn und Königsberg, wo er außerdem im VJS aktiv war. In der preußischen Metropole lernte er auch seine spätere Frau Mania Seltzovski kennen. Im Sommer 1914 ging er nach Freiburg, um einen einjährigen freiwilligen Militärdienst anzutreten. Nach zwei Monaten wurde er vorzeitig entlassen und nahm sein Studium in Freiburg wieder auf. Nach Kriegsausbruch meldete er sich sofort erneut freiwillig und diente zunächst in einem Feldlazarett und dann von 1915-17 an der Front, bis er an Tuberkulose erkrankte und daher ausscheiden musste.

1918 nahm er sein Medizinstudium in Frankfurt a. M. wieder auf und schloss 1919 mit dem Staatsexamen ab. Zunächst begann er sich für Augenheilkunde zu interessieren, ließ diese Richtung dann jedoch fallen und ging zurück nach Berlin, wo er zunächst als unbezahlter Volontärsassistent am Virchow Krankenhaus in der Infektionsabteilung arbeitete. Gleichzeitig engagierte er sich weiterhin in der zionistischen Bewegung. In Berlin verlobte sich der junge Arzt Anfang 1920 mit Mania Seltzovski und sie heirateten kurz darauf. Das Paar sollte zwei Söhne, Eli und Micki, bekommen.

Über eine Bekannte seiner Frau Mania erhielt Ostrowski schließlich eine unbezahlte Volontärassistentenstelle an der Kinderklinik der Charité bei Adalbert Czerny, womit sein Weg als erfolgreicher Pädiater seinen Anfang nahm. Dort blieb Ostrowski bis 1922, als er seine Doktorarbeit über das Thema „Eosinophilie und exsudative Diathese“ abschloss. In der Charité lernte er auch Joachim Caspari kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Zusätzlich arbeitete Ostrowski auch in der Poliklinik der Stadt, wobei er viel im Bereich der Fürsorge von Müttern und Säuglingen tätig war.

Nach Abschluss der Facharztausbildung zog Familie Ostrowski nach Danzig, wo sich das Familienoberhaupt erfolgreich als Kassen- und Privatarzt niederließ. 1924 reiste er für sechs Wochen mit geliehenem Geld nach Palästina. In Jerusalem erkundigte er sich bei Hadassah nach Arbeitsmöglichkeiten, bekam jedoch die Antwort, dass für Kinderärzte im Land kein Platz sei. Zurück in Danzig plagte ihn bald die Sehnsucht, erneut zu fahren. Im Frühjahr 1925 machte er sich daher wieder auf den Weg nach Palästina, diesmal als Oleh (Einwanderer) mit entsprechendem Visum und nach Tel Aviv. Insgesamt blieb er für zwei Monate im Land und versuchte, die berufliche Situation zu klären. In der Stadt gab es bis dahin nur zwei Kinderärzte, so dass Ostrowski sogar in der kurzen Zeit einige Patienten gewinnen konnte, die er in der Praxis eines Gynäkologen empfing. Eine feste Anstellung wurde ihm jedoch weiterhin nicht in Aussicht gestellt.

Nach seiner Rückkehr nach Danzig entschloss sich sein Schwiegervater ebenfalls zur Auswanderung nach Palästina und half auch der jungen Familie finanziell, diesen Schritt zu unternehmen. Die Ostrowskis verließen im August 1926 Deutschland, „voll guter Vorsätze und geladen mit Energie einer sehr ungewissen Zukunft entgegen“.

Sie ließen sich zunächst für zwei Jahre in Tel Aviv nieder, wo Bruno Ostrowski eine private Praxis eröffnete, nachdem er sich über Tropenkrankheiten fortgebildet hatte. Auf ehrenamtlicher Basis baute Bruno Ostrowski die erste Säuglingsstation, genannt Tipat Chalav, in Tel Aviv auf. Die Einnahmen aus der Praxis reichten viele Jahre lang bei Weitem nicht zum Leben, so dass er stets auf den Zuschuss der Schwiegereltern angewiesen war.

Obwohl sich die Familie in Tel Aviv sehr wohl fühlte, ließ es die wirtschaftliche Lage nicht anders zu, als im Januar 1929 nach Haifa umzuziehen. Dort übernahm Ostrowski die Nachfolge von Caspari am Hadassah Krankenhaus. Caspari hatte gekündigt, nachdem ihm das Gehalt um knapp die Hälfte gekürzt wurde, für Ostrowski jedoch immer noch „ein fürstliches Gehalt“.

In Haifa war Ostrowski neben der Leitung der Kinderabteilung im Krankenhaus mit der Pädiatrie der Poliklinik und der Säuglingsfürsorge der Stadt betraut und betreute zusätzlich als Schularzt alle Schulen der Stadt und Umgebung. Vor der ärztlichen Visite im Krankenhaus untersuchte Ostrowski jeden Morgen in einer der drei Tipat Chalav Stationen der Stadt oft bis zu 40 Kindern, mittags arbeitete er in der Poliklinik, nachmittags entweder erneut in einer Säuglingsstation oder in den Schulen, um abends nochmals auf Visite in der Klinik zu sein.

Ab August 1929 konnte die Hadassah kein geregeltes Gehalt mehr zahlen und übergab schließlich aufgrund der anhaltenden finanziellen Krise das Krankenhaus an die Stadt. Um sein Auskommen zu sichern war Ostrowski neben der gleichen Arbeit daher gezwungen, wiederum eine Privatpraxis zu führen.

Gemeinsam mit anderen Ärzten trat er in dieser Zeit der Hagana bei, wo er vor allem für Magen David Adom arbeitete.

Im Juli 1930 trat Ostrowski eine Europareise an, auf der er auch prüfen wollte, ob es eine Möglichkeit gäbe, nach Europa zurückzukehren. Über Italien und England kam er schließlich nach Berlin, wo die Atmosphäre des wachsenden Faschismus ihm bald deutlich machte, dass es in Deutschland keine Zukunft mehr gab.

Zurück in Haifa nahm Ostrowski seine Arbeit wieder auf. Später engagierte er sich auch in der Haifaer Filiale der Ärzteorganisation, war Vorsitzender der Gesellschaft Haifaer Kinderärzte und Organisator und Präsident von drei Fachkongressen der israelischen Kinderärztegesellschaft.

Die Arbeit in der Tipat Chalav hatte stets einen wichtigen Teil seiner Arbeit eingenommen. In den 1950er Jahren war Ostrowski dann nur noch als Abteilungsleiter im Spital tätig. 1957 wurde er in Rente geschickt, was er nur widerwillig akzeptieren konnte.

Bruno Ostrowski starb 1971 in Haifa.

Quellen:
Bruno Baruch Ostrowski, Erinnerungen und Betrachtungen, Haifa 1965, Typoskript, Archiv des Leo Baeck Instituts, Jerusalem.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).