Geb. 1907 in Landeshut (Schlesien)
Fachgebiet: Innere Medizin
Alija: 1935

Gerda Wolfsohn wurde am 31. August 1907 im schlesischen Landeshut als Tochter des Kaufmanns Harry Wolfsohn geboren. Nach dem Besuch der örtlichen Grundschule sowie der Höheren Mädchenschule musste sie auf das Knaben-Realgymnasium wechseln, um dort 1927 ihr Abitur ablegen zu können.

Die junge Frau entschloss sich, Medizin zu studieren und besuchte die Universitäten in Königsberg, Freiburg, Breslau, Kiel und Berlin. In der Reichshauptstadt legte sie im Jahr 1933 ihr Staatsexamen ab. Ihr praktisches Jahr absolvierte sie bei Professor Emil Krückmann, Direktor der Universitätsaugenklinik in Berlin und dessen Nachfolger Walter Löhlein, Hitlers Augenarzt. Anschließend arbeitete sie am Israelitischen Krankenhaus in der Elsässer Straße. 1935 promovierte Gerda Wolfsohn mit der Arbeit „Ein Fall von Menstruationsbeschwerden auf Grund von Disharmonie im vegetativen Nervensystem“. Da jüdische Ärzte ihren Doktortitel zu dieser Zeit nur erhielten, wenn sie eine Arbeitsstelle im Ausland belegen konnten, verweigerten die Behörden die Übergabe der Promotionsurkunde, obwohl Gerda Wolfsohn diesen Nachweis erbringen konnte. Ihr Cousin und späterer Ehemann Hermann Zondek, der zu dieser Zeit schon in Jerusalem tätig war, hatte ihr eine Stelle zugesagt.

1935 reiste die Ärztin über Frankreich nach Palästina aus. Da ihr die britischen Behörden zunächst eine Lizenz verweigerten, besuchte Gerda Wolfsohn am Jerusalemer Hadassah Hospital einen Hebammenkurs. Anschließend erhielt sie eine Stelle als Assistenzärztin am Bikur Cholim, das von Hermann Zondek geleitet wurde. Wie Zondek war Wolfsohn von der Endokrinologie fasziniert und forschte zusammen mit ihrem späteren Ehemann auf diesem Fachgebiet. Gemeinsam veröffentlichte wissenschaftliche Publikationen zeugen davon. 1949 heirateten Hermann und Gerda, die nun den Doppelnamen Wolfsohn-Zondek führte. Obwohl sie ihren Mann Hermann beruflich tatkräftig unterstützte, stand sie doch stets im Schatten des berühmten Mediziners.

Die offizielle Urkunde über die erfolgreiche Promotion verlieh ihr die Humboldt-Universität zu Berlin erst im Jahr 2001, zwei Jahre vor ihrem Tod. Dr. Gerda Wolfsohn-Zondek verstarb 2003 in Jerusalem. Sie hatte ihren Ehemann um 24 Jahre überlebt.

Quellen:
Gerda Wolfsohn, Lebenslauf aus der Dissertation „Ein Fall von Menstruationsbeschwerden auf Grund von Disharmonie im vegetativen Nervensystem“, Berlin 1935.
Humboldt-Universität zu Berlin (Hg.), Spurensuche. Kommilitonen von 1933, Berlin 2001.
Hermann Zondek, Auf festem Fuße. Erinnerungen eines jüdischen Klinikers, Stuttgart 1973.
http://www.hu-berlin.de/ueberblick/geschichte/juedische-studierende/biographien/gerda-wolfsohn-zondek