Geb.: 1890 Königsberg
Fachgebiet: Kinderheilkunde
Alija: 1933

Siegfried Rosenbaum wurde am 12. September 1890 im ostpreußischen Königsberg als Sohn des Kaufmanns Selmar Rosenbaum und seiner Frau Pauline geboren. Nach dem Besuch der Grundschule wechselte er auf das humanistische Collegium Fridericianum und legte dort 1908 sein Abitur ab. Es folgte ein Studium der Medizin an den Universitäten in Königsberg und Freiburg. Die ärztliche Prüfung bestand der junge Mann 1913 in Königsberg; anschließend arbeitete er als Medizinalpraktikant in Breslau, wo er 1914 seine Approbation erhielt und erfolgreich zur „Frage der onkologischen Stellung des sogenannten Endothelkrebses der Pleura“ promovierte. Schon frühzeitig war Siegfried Rosenbaum politisch aktiv, er war Mitglied in der Vereinigung Israelitischer Studenten, bei Makabi sowie Leiter der Blau-Weiß Ortsgruppe in Breslau.

Während des Ersten Weltkrieges diente Dr. Rosenbaum als Truppenarzt; er wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse ausgezeichnet. Von 1918 bis 1922 war er jeweils für zwei Jahre zunächst als Assistenzarzt an der Kinderklinik der Universität Breslau tätig, anschließend an der Kinderklinik in Marburg. Es folgte eine Berufung nach Leipzig, wo der Mediziner anfangs als Privatdozent, dann als außerordentlicher Professor und zuletzt als Direktor der Kinderklinik tätig war. Im Juli 1933 schrieb Siegfried Rosenbaum dem Dekan, dass er „demnächst nach Palästina fahren werde“ und meldete sich ordnungsgemäß polizeilich ab. Offensichtlich hatte der überzeugte Zionist schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Vorbereitungen für seine Emigration nach Erez Israel getroffen.

Siegfried Rosenbaum, der nun den hebräischen Vornamen Schimon annahm, erhielt sofort eine Stelle als Konsiliararzt bei der Kupat Cholim, später wurde er Chefarzt für Kinderheilkunde am Hadassah-Krankenhaus in Tel Aviv. Er gehörte zu den Gründern der Assutah-Klinik und führte über viele Jahrzehnte eine private Praxis. Während des 2. Weltkrieges sowie im israelischen Unabhängigkeitskrieg leitete der deutsch-jüdische Arzt eine Erste-Hilfe-Station. Aufgrund seiner in Deutschland erworbenen wissenschaftlichen Reputation u. a. auf dem Gebiet der Säuglingsernährung wurde Dr. Rosenbaum 1937 von der britischen Mandatsregierung in die Staatliche Ernährungskommission berufen. Zudem arbeitete er für die Zeitschrift „Harefuah“, das offizielle Organ der „Israel Medical Association“, deren späterer Chefredakteur er wurde. Diesen Posten hatte er über 20 Jahre inne. Daneben publizierte er zahlreiche medizinische Aufsätze, auch in deutschen Ärzteblättern, zum Thema „Säuglingserkrankungen“ und hielt als Gastprofessor Vorträge in Nordamerika, Asien und Europa.

Für seine wissenschaftliche Arbeit wurde Dr. Schimon Rosenbaum von der Bundesärztekammer mit der „Ernst-von-Bergmann-Plakette“ ausgezeichnet und erhielt kurz vor seinem Tod den von der Stadt Tel Aviv verliehenen „Henrietta Szold Prize“.

Im April 1969 starb Schimon Rosenbaum im Alter von 78 Jahren in Tel Aviv.

Quellen:
Siegfried Rosenbaum, Lebenslauf aus der Dissertation, Beitrag zur Frage der onkologischen Stellung des sogenannten Endothelkrebses der Pleura, Universität Breslau 1914.
Institut für Zeitgeschichte/Research Foundation for Jewish Immigration (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, München 1983.
Eduard Seidler, Siegfried (Shimon) Rosenbaum (1890–1969) und die Kinderheilkunde in Palästina nach 1933, in Albrecht Schulz/Caris-Petra Heidel (Hg.), Emigrantenschicksale. Einfluss der jüdischen Emigranten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern, Frankfurt/Main 2004.