Geb.: 1890 Köln
Fachgebiet: Innere Medizin
Alija: 1935

Ernst Lyon wurde am 19. August 1890 in Köln als Sohn des Kaufmanns Gustav Lyon und seiner Ehefrau Fanny geboren. Nach der Grundschule besuchte Ernst ab 1900 das königliche katholische Apostelgymnasium in seiner Heimatstadt, wo er 1909 die Reifeprüfung ablegte. Ernst Lyon war seit seiner Jugend ein überzeugter Anhänger des Zionismus. An den Universitäten in Berlin, Heidelberg, Freiburg und Bonn studierte er Medizin, bestand im Frühjahr 1914 die ärztliche Staatsprüfung und promovierte zum Thema „Über einen Fall von Zylinderzellencarcinom der Schilddrüse bei Basedowscher Krankheit“.

Obwohl er noch im selben Jahr die Approbation erhielt, nahm er erst 1918 eine Stelle als Assistenzarzt am Jüdischen Krankenhaus in Köln an. Während des ersten Weltkriegs diente er wahrscheinlich in einer Sanitätseinheit. Später eröffnete Dr. Lyon eine eigene Praxis in der Stadt.

1935 musste der angesehene und erfolgreiche Arzt seine Praxis sowie die großzügige Wohnung in der Kölner Mozartstraße verlassen: Mit seiner Frau Hilde und den beiden Söhnen emigrierte er nach Palästina. Die Familie ließ sich in Jerusalem nieder, wo Dr. Lyon von den Behörden eine Lizenz erhielt und somit eine Praxis eröffnen durfte. 1938 ließ er sich einbürgern und erwarb den „British Passport Palestine“.

Hilde und Ernst Lyon in ihrer Wohnung in Jerusalem (1949)

Der Mediziner konnte an seine erfolgreiche ärztliche Tätigkeit in Deutschland anknüpfen, wie seine Frau berichtete: „Mein Mann hat seine gut eingeführte Praxis und ist wieder so ‚drin‘ wie ehemals dort“ (in Köln). Da Ernst Lyon bereits in Deutschland regelmäßig über osteoporosische Erkrankungen geforscht und publiziert hatte, führte er in Erez Israel seine klinischen Beobachtungen weiter und wurde zu einem weltweit anerkannten Spezialisten auf diesem Fachgebiet.

Im Alter von 77 Jahren verstarb Dr. Ernst Lyon im Januar 1968 in Jerusalem an den Folgen eines Sturzes aus einem Fenster.

Foto:
Hilde und Ernst Lyon in ihrer Wohnung in Jerusalem (1949), © NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln (N 468,1)

Quellen:
Barbara Becker-Jakli, Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945, Köln 2004.
Ernst Lyon, Lebenslauf aus der Dissertation, Über einen Fall von Zylinderzellencarcinom der Schilddrüse bei Basedowscher Krankheit, Bonn 1914.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
Le-juwelo ha-60 schel Dr. Ernst Lyon, in: haRefua 39, 1950 (hebr.).
Ernst Lyon, Beiträge zur Klinik der Bandscheibenverkalkung und -verknöcherung, in: Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery, Volume 28, (1930)
Korrespondenz Hilde Lyon, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Bestand NS-Dok 86.