Geb.: 1901 in Kiel/1900 in Neumark (Ostpreußen)
Fachgebiet: Kinderheilkunde
Alija: 1933

Walter Jonas wurde am 25. April 1901 in Kiel geboren. Er studierte an der Universität seiner Heimatstadt sowie in Genf und schloss 1927 mit der Promotion an der Kieler Universität ab. Anschließend absolvierte er die Fachausbildung zum Kinderarzt bei Prof. Heinrich Finkelstein am Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus in Berlin.

Dort lernte er seine zukünftige Frau Selma Lewin kennen. Sie wurde am 13. Februar 1900 in Neumark in Ostpreußen geboren. Nach dem Studium in Freiburg und Berlin, wo sie 1927 promovierte, hatte sie sich ebenfalls für die Fachrichtung Kinderheilkunde entschieden.

Das Ehepaar emigrierte im August 1933 nach Palästina und ließ sich zunächst in Petach Tikwa nieder. Zur Arbeit in einem arabischen Dorf, dem heutigen Jehud, gelangten sie per Esel. Als Arzt werde man ständig daran erinnert, wie vollkommen unterschiedlich arabische Patienten und deren Angehörige von den europäischen seien, schrieb Walter Jonas 1939 in einem Beitrag für die jüdisch-medizinische Fachzeitschrift Medical Leaves. Die Kinder litten hier vor allem an Malaria, der Trachom-Augenerkrankung, Bindehautentzündung und Lungenentzündung.

Nach einem Jahr zog die Familie nach Rechowot. Dort eröffnete Selma, die in Erez Israel den hebräischen Namen Schlomit annahm, eine Privatpraxis. Als überzeugte Zionistin meldete sie sich nach der Staatsgründung freiwillig, um in den Auffanglagern und Siedlungen die zahlreichen Neueinwanderer zu betreuen. Walter Jonas arbeitete als Kinderarzt bei der Kupat Cholim. Hier traf er auf Bedingungen, die von seinem Verständnis einer medizinischen Grundversorgung weit entfernt lagen. Jonas beschreibt eindringlich etwa die Schwierigkeiten, Patienten aus orientalischen Herkunftsländern von dem Glauben an Wunderheiler abzubringen und sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, medizinische Behandlungen in Praxis und Krankenhaus anzunehmen.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs meldete sich Walter Jonas zur britischen Armee, wo er bis 1946 als Militärarzt tätig war. 1947 wurde er zum Bezirksmediziner für den Süden des Landes ernannt und übernahm administrative Tätigkeiten. 1950 entsandte ihn die Krankenkasse in Vorbereitung der Neugründung eines Krankenhauses in Rechowot zur Weiterbildung nach Schweden und England. Anschließend übernahm Jonas die Kinderabteilung des neuen, 1953 eröffneten Kaplan Hospital und wurde zum leitenden Chefarzt ernannt.

Walter und Selma Jonas arbeiteten bis zu ihrer Pensionierung 1968 bzw. 1967 als Ärzte und engagierten sich für das öffentliche Wohl. Sie waren sowohl bei Patienten als auch bei Kollegen sehr beliebt, ihre umfassenden Fachkenntnisse sehr geschätzt.

Walter Jonas starb im Februar 1974 in Rechowot. Selma starb nur zwei Wochen nach ihrem Mann. Das Ehepaar hinterließ eine Tochter und einen Sohn.

Quellen:
Jonas Walter, http://www.irgun-jeckes.org/?CategoryID=325&ArticleID=927 (hebr.).
Walter Jonas, Pediactrics in Palestine, in: Medical Leaves, 1939.
Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet. Geflohen. Ermordet, Freiburg 2007.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799–1948, Haifa 2008 (hebr.).