Geb.: 1889 in Mannheim/1890 in Stuttgart
Fachgebiet: Innere Medizin/Neurologie/Kinderheilkunde
Alija: 1933

Siegfried Steckelmacher wurde am 11. Januar 1889 in Mannheim als Sohn des örtlichen Stadtrabbiners, Moritz Steckelmacher, ein namhafter Religionsphilosoph, geboren. Siegfried studierte Medizin in Heidelberg und Berlin, wobei er sich auf Innere Medizin, Neurologie und Psychiatrie spezialisierte. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er in einem Militärkrankenhaus in Heidelberg.

Eugenie Wallersteiner wurde am 23. März 1890 in Stuttgart geboren. Sie belegte Medizin in Erlangen, München, Berlin und Heidelberg. 1914 promovierte sie an der letztgenannten Universität und erhielt noch im selben Jahr ihre Approbation. Zeitweise war sie als Hilfsassistentin an der „Kinderklinik Luisenanstalt“ in Heidelberg tätig.
Bald kreuzten sich die Wege von Siegfried und Eugenie: Sie heirateten 1915 und zogen zwei Jahre später nach Nürnberg, wo sie Praxen als Nervenfacharzt beziehungsweise Fachärztin für Kinderheilkunde eröffneten. Eugenie gab zudem Kurse für Kinderpflege an der örtlichen Volkshochschule.

Aufgrund des immer stärker werdenden Antisemitismus in der Stadt der Reichsparteitage emigrierten die Steckelmachers mit ihren beiden Kindern Wolfgang und Eva schon 1933 nach Palästina. Die Familie wohnte zunächst etwa ein Jahr in Tel Aviv. Dann gründete sie mit anderen deutschen Einwanderern den Moschaw Ramot haSchawim, eine genossenschaftliche Siedlung 25 Kilometer nordöstlich von Tel Aviv.

Siegfried Steckelmacher arbeitete in verschiedenen Nervenheilanstalten, für die englische Armee, sowie in seiner Privatpraxis in Tel Aviv, wo er „jeden Tag von Ramot haSchawim mit seinem kleinen Auto hinfuhr“, wie Tochter Eva, die den Namen Chava angenommen hatte, berichtete. Eugenie Steckelmacher erhielt zwar sofort eine Arbeitsgenehmigung als Ärztin, fand jedoch keine Anstellung und baute daher im Moschaw eine Hühnerzucht auf. Nachmittags kümmerte sie sich außerdem um kranke Kinder: „Etwa um drei Uhr“ so erinnerte sich Tochter Chava, „brachte man die Kinder zur ihr. Sie untersuchte die Babys und unterrichtete die Frauen in Säuglingspflege“. Daneben war die Kinderärztin auch als Abgeordnete in der Ratsversammlung von Ramot haSchawim tätig.

Siegfried Steckelmacher starb 1962, seine Frau Eugenie zehn Jahre später.

Repro: nurinst-archiv, Eugenie und Siegfried Steckelmacher vor ihrem Haus in Ramot haSchawim.

Quellen:
Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet. Geflohen. Ermordet, Freiburg 2007.
Susanne Rieger/Gerhard Jochem, Jüdische Ärzte 1933-1945 in Nürnberg, in: Transit Nürnberg 3. Menschen und Leben (2009).
Auskunft Stadtarchiv Nürnberg.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799–1948, Haifa 2008 (hebr.).
Interview mit Chava Leichtung (Ramot haSchawim 2001), nurinst-arvchiv.