Geb.: 1882 in Ritschenwalde (Posen)
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Gynäkologie
Alija: 1909

Elias Auerbach wurde am 28. Juli 1882 als jüngstes Kind eines Rabbiners in der Kleinstadt Ritschenwalde (Posen) geboren. 1890 zog die Familie nach Berlin, wo Elias nach Beendigung seiner Schulausbildung Medizin studierte und 1905 über die „Innervation der Hirngefäße“ promovierte.

Auerbach engagierte sich schon früh zionistisch, unter anderem im Sportverein Bar Kochbar. In seiner Studentenzeit nahm er 1903 am 6. Zionistenkongress in Basel teil. Er war als journalistischer Beobachter angereist und stand unmittelbar unter dem Rednerpodium, wo er den stürmischen Diskussionen um Herzls Uganda-Vorschlag folgte, die den Kongress weitgehend bestimmten. Auerbach selbst schloss sich den Gegnern des Ostafrika-Projektes an, die Herzls Vorhaben ablehnten, Uganda als vorläufiges jüdisches Siedlungsgebiet in Betracht zu ziehen.

Der Kongress war für Auerbach in jedem Fall eine „wichtige zionistische Erkenntnis“ und es stand für ihn fest, dass sein „Weg nach Palästina führen müsse“. In der Zwischenzeit ließ er sich in Berlin-Wilmersdorf als Allgemeinarzt nieder und arbeitete zusätzlich als Assistent bei einem Chirurgen und am Physiologischen Institut der Universität Berlin.

Auerbach nahm auch an den Zionistenkongressen von 1905 und 1907 teil. Letzterer, der 8. Kongress in Den Haag, sollte zu einem „Wendepunkt“ in Auerbachs Leben werden, da er während eines Spaziergangs in den Gassen der Stadt seiner Jugendfreundin Rachel Rosenthal, die „in ihrer stillen Art ganz den Ideen des Zionismus“ folgte, einen Heiratsantrag machte. Das Paar beschloss noch vor Ort, gemeinsam nach Erez Israel zu gehen.

Im Frühjahr 1909 war es soweit, Elias Auerbach brach zunächst zu einer vierwöchigen Erkundungsfahrt nach Palästina auf. Über Genua und Port Said gelangte er nach Jaffa, „ein nicht beschreibbarer Augenblick für einen Menschen, der seit 14 Jahren den Gedanken des Zionismus anhing und der sein ganzes Leben auf die Verwirklichung der zionistischen Erkenntnis eingestellt hat.“ Auerbach entschloss sich, weiter nach Haifa zu fahren: „Im Schein der niedergehenden Sonne, am Fuß des Karmel hingelagert, bot es einen märchenhaft schönen Anblick. Mit einem Schauer der Freude dachte ich: ,Hier werde ich leben, arbeiten und sterben!‘“

Zurück in Deutschland heirateten Elias Auerbach und Rachel Rosenthal im August 1909 und wanderten dann nach Palästina aus. Das Paar ließ sich in Haifa nieder, wo Auerbach als einer der ersten jüdischen Ärzte der Stadt praktizierte.

In seiner Autobiografie berichtete Auerbach von den Schwierigkeiten, sich 1909 im Land einzurichten. Das fremde Essen, beschwerliche Klima, die ständig drohende Malaria-Infektion und die schlechten Hygiene-Zustände verlangten viel Anpassungswillen. „Wenn man alle diese kleinen, aber täglich und stündlich auftretenden Drangsale des Lebens bedenkt, wird man verstehen, dass die Bedingungen des Landes von der Hausfrau weit mehr an Anpassungsfähigkeiten erforderten als vom Manne. Meine Frau überwand diese Schwierigkeiten mit ihrer stillen und sanften Energie, ohne zu klagen. Aber es kostete sie Kräfte.“

1911 zog die Familie in ein neues zweistöckiges Haus hinter der deutschen Siedlung, das neben den Wohnräumen Haifas erstes jüdische Krankenhaus beherbergte. Hier war auch Platz für Auerbachs Pferd, mit dem er jeden Morgen zu Krankenbesuchen in der Stadt ritt.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs erhielt Auerbach seine Mobilmachungsorder, nach der er sich innerhalb von vier Tagen beim Generalkommando in Nürnberg zu melden hatte. Nach Beratungen im deutschen Konsulat trat er gemeinsam mit 36 weiteren wehrpflichtigen Deutschen, vorwiegend aus der deutschen Kolonie in Haifa, auf dem Landweg eine beschwerliche Reise an, während der sie von Damaskus aus einige Hunderte Kilometer zu Fuß zurücklegten und anschließend zehn Tage mit der Eisenbahn Europa durchquerten. Die Rückkehr stand für Auerbach fest. Er fühlte sich einerseits zur Treue und Dankbarkeit gegenüber seinem Vaterland verpflichtet, fürchtete andererseits, irgendwann ins türkische Heer eingezogen zu werden.

Nach Kriegsende starb Auerbachs Frau Rachel an den Folgen der Spanischen Grippe. Elias brachte die beiden Kinder zunächst zu Verwandten nach Berlin. Dort heiratete er erneut und versuchte, mit der Familie nach Haifa zurückzukehren, was ihm erst im Sommer 1920 unter Vermittlung von Chaim Weizmann gelang, da er von den Briten, die als Mandatsmacht Palästina nun verwalteten, noch immer als Staatsfeind eingestuft wurde.

In Haifa eröffnete Auerbach wieder seine Praxis, die er bis zu seiner Pensionierung betrieb, und verlegte sich auf Gynäkologie und Geburtshilfe. Gemeinsam mit einem Kollegen leitete er außerdem in den Jahren 1925 bis 1930 ein privates Kranken- und Geburtshaus für Frauen.

Zwischen 1930 und 1933 weilte die Familie erneut in Deutschland, diesmal aufgrund einer Erkrankung von Auerbachs zweiter Frau Grete, mit der er zwei weitere Kinder hatte. Während dieser Zeit lehrte er in Berlin Bibelwissenschaft an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Auerbach war seit seiner Studienzeit Autor zahlreicher Veröffentlichungen zu einer Fülle von Themen aus den Bereichen der Kultur- und Zeitgeschichte. Zwischen 1932 und 1936 erschien sein zweibändiges Hauptwerk „Wüste und Gelobtes Land“. Nach 1950 lehrte er in Gastdozenturen an verschiedenen europäischen Hochschulen. Der erste Teil seiner Autobiografie erschien sowohl in Deutsch 1969 unter dem Titel „Pionier der Verwirklichung“ wie auch posthum 1997 in Hebräisch. In seinem Nachlass werden zahlreiche unveröffentlichte Studien aufbewahrt.

Nach seiner erneuten Rückkehr nach Haifa im Jahr 1933 engagierte sich Auerbach auch politisch. Er half den zahlreichen Emigranten aus Deutschland bei der Eingliederung in Alltag und Beruf und gehörte zu den Initiatoren und Gründern der Partei „Alija Chadascha“ (dt. Neueinwanderung), die die Interessen der „Jeckes“ vertrat. Bei den Stadtratswahlen in Haifa 1942 erhielt die Partei überraschend 22 Prozent der Stimmen und wurde damit zur zweitgrößten Partei. Auerbach übernahm den Fraktionsvorsitz. Er verließ die Politik erst nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948.

Im Alter von 77 Jahren ging Auerbach 1959 in Pension und lebte fortan in einer eigenen kleinen Wohnung in einem Altersheim. Die Stadt Haifa verlieh ihm 1960 die Ehrenbürgerschaft. Elias Auerbach starb 1971.

Foto: Elias Auerbach, Haifa, 1910, © Daniel Abraham, http://www.danielabraham.net/tree/auerbach/elias/

Quellen:
Elias Auerbach: Pionier der Verwirklichung. Stuttgart 1969.
Elijahu Auerbach, Mieretz haaw leeretz haawot, Jerusalem 1997 (hebr.).
Auskunft von Dr. Gilad Rosenberg und Daniel Abraham.
Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland, Heidelberg, Bestand B. 2/21, http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/PERSONEN/AUERBACH/titel-ab.htm