Geb.: 1906 in Hemelingen (Bremen)
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Säuglingspflege
Alija: 1950

Grete Blumenthal wurde am 14. Mai 1906 in Hemelingen (seit 1939 ein Stadtteil von Bremen) geboren. Sie war das jüngste der sechs Kinder des Kaufmanns Feodor Blumenthal und seiner Frau Adele. Ihr Bruder Adolf fiel im Ersten Weltkrieg. Grete besuchte von 1911 bis 1915 die Volksschule in Hemelingen und wechselte dann auf das Lyzeum und später auf das Neue Gymnasium in Bremen. 1924 verließ die junge Frau die Schule ohne Abschluss und ließ sich zur Säuglings- und Kleinkinderpflegerin ausbilden. Nach dem Staatsexamen arbeitete sie kurze Zeit in einem Hamburger Krankenhaus als Säuglingskrankenschwester.

1928 bestand sie als Externe am Realgymnasium in Bremen die Abiturprüfung und schrieb sich zum Medizinstudium an der Universität in Bonn ein. In dieser Zeit lebte die Studentin in Solingen bei ihrem Onkel, dem Arzt, Schriftsteller und Politiker Dr. Emil Kronenberg. Später studierte Grete Blumenthal Medizin an den Hochschulen in München und Frankfurt/Main. Als Medizinalpraktikantin arbeitete sie am Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde zu Frankfurt.

Nach bestandener Doktorprüfung zum Thema „Störungen des Wasserhaushaltes bei Lebererkrankungen“ an der Frankfurter Universität im Jahre 1935 erhielt Grete Blumenthal weder ein Diplom noch eine Approbation. Deshalb wanderte sie 1936 zusammen mit ihrer Mutter nach Belgien aus, wo ihre Schwester Irma lebte. Erst als sie schriftlich auf eine deutsche Approbation verzichtete, wurde ihr von den NS-Behörden das Ärztediplom zugesandt. Die Verlobung mit einem deutschen Nicht-Juden löste sie auf, da sie nicht wollte, dass er ihretwegen das Land verlassen musste.

Nach der deutschen Invasion in Belgien lebte die Familie zunächst illegal in Antwerpen. Die Mutter starb 1941; Grete flüchtete nach Aix-en-Provence und schließlich in die Schweiz. Zunächst wurde sie in verschiedenen Internierungslagern festgehalten, bis sie in einem Heim für jüdische Flüchtlingskinder arbeiten durfte. Nach Kriegsende kehrte die Ärztin nach Belgien zurück, reiste von dort aus unter anderem auch nach Chile, wohin sich einer ihrer Brüder gerettet hatte und überlegte, sich in dem südamerikanischen Land niederzulassen.

Schließlich wanderte Grete Blumenthal Ende 1950 nach Israel ein. Dort leitete sie zunächst ein klinisches Laboratorium der Armee in Jaffo und eröffnete später ein eigenes privates medizinisches Labor im Zentrum von Tel Aviv.

Dr. Blumenthal blieb kinderlos und heiratete erst spät den Hotelier Weidenbaum aus Naharija. Das Paar lebte in der nordisraelischen Stadt jedoch nur kurz zusammen, da ihr Ehemann bald starb.

Die Witwe pflegte engen Kontakt zur Familie ihrer in Belgien lebenden Schwester, darunter zu Ludwig Assenheimer und seiner späteren Frau, Vera Kannengiesser. Grete und Vera hatten sich im Labor der Armee kennengelernt und waren seitdem gute Freundinnen.

Grete (Mitte) mit Freunden in Tel Aviv, rechts neben ihr Vera

Grete Weidenbaum war vielfältig kulturell interessiert, liebte klassische Musik, besuchte häufig Konzerte und Ausstellungen und pflegte eine gut sortierte Bibliothek mit deutschen Klassikern. Ihre Familie erinnert sich gerne an ihre lebhafte Art und ihren leicht sarkastischen Humor.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Grete in Jerusalem in einem Altersheim für Jeckes, deutsche Juden. Sie starb am 1. Juni 2000 im Schaarej Zedek Krankenhaus in Jerusalem.

Quellen:
Lebenslauf aus der Dissertation, Universität Frankfurt/Main 1935.
Lexikoneintrag Dr. med. Gret Blumenthal, in: Manfred Krauss (Hg.), „…dass ich die Stätte des Glücks vor meinem Tode verlassen müsste“. Beiträge zur Geschichte jüdischen Lebens in Solingen, Solingen 2000.
Mitteilung von Vera und Michel Assenheimer.