Geb.: 1908 in Würzburg
Fachgebiet: Innere Medizin (Nephrologie)
Alija: 1934

Theodor David Ullmann wurde am 28. April 1908 in Würzburg geboren. Nach dem Besuch der örtlichen Volksschule und des Gymnasiums studierte er von 1927 bis 1933 Medizin und Chemie an den Universitäten Würzburg und Düsseldorf. Während seiner Studienzeit war er Mitglied der religiös-zionistischen Vereinigung Misrachi soweit zeitweise Vorsitzender der Ortsgruppe in Würzburg.

Von 1933 bis 1934 arbeitete Ullmann als Arzt am „Israelitischen Asyl für Kranke und Altersschwache“, einer von 1869 bis 1942 in Köln bestehenden jüdischen Klinik mit angeschlossenem Altersheim. Gleichzeitig unterrichtete der überzeugte Zionist Hebräisch an einem Kölner Gymnasium und schrieb an seiner Dissertation. Nachdem ihm die Universität Würzburg 1934 die Doktorwürde verliehen hatte, emigrierte Ullmann noch im selben Jahr nach Palästina.

Da er zunächst als Arzt nicht tätig werden konnte, arbeitete Ullmann als Chemiker in der Industrie. Erst 1941 bekam er eine Anstellung im Hadassah Hospital in Jerusalem und beschäftigte sich mit klinisch-medizinischer Grundlagenforschung im Bereich der Inneren Medizin. Im Jahre 1944 wurde er zeitweise ärztlicher Leiter eines von der jüdisch-amerikanischen Hilfsorganisation American Joint Distribution Committee betriebenen Lagers für jemenitische Flüchtlinge.

Im Hadassah Krankenhaus lernte er seine zukünftige Frau Lisa Findler, eine in Wien geborene Krankenschwester, kennen. Das Paar heiratete 1945 und bekam eine Tochter und einen Sohn. Die Familie lebte in Jerusalem und fand sich im April 1948 mitten in den bewaffneten Auseinandersetzungen, die dem Unabhängigkeitskrieg voraus gingen und während deren arabische Truppen den Zugang zum Hadassah blockierten. Am 13. April 1948 verließ ein Konvoi aus Krankenwagen und Bussen mit medizinischem Personal das Krankenhaus und wurde angegriffen: 79 jüdische Ärzte und Krankenschwestern starben. Theodor Ullmann gehörte zu den wenigen Überlebenden des „Hadassah-Konvoi-Massakers“.

1949 ging die Familie für ein Jahr in die USA. Ullmanns guter Ruf als Chemiker und Mediziner hatte dem Arzt eine Berufung an das Montefiore Hospital und das Mount Sinai Hospital in New York City gebracht, wo er zu den Themen Nierenphysiologie und Elektrolythaushalt arbeitete.

Mit den bei seinem Forschungsaufenthalt gewonnen neuen Erkenntnissen legte Ullmann die Basis für den Fachbereich Nephrologie, die Nierenheilkunde, in Israel, die er als Hochschullehrer an der Hebräischen Universität mit seinen Kollegen und Studenten weiterentwickelte. Der deutsch-jüdische Arzt gründete die „Israel Society of Nephrology“ und wurde deren erster Vorsitzender. 1969 ernannte ihn die Universität zum ordentlichen Professor. Er beschäftigte sich weiterhin mit Forschungen zur Physiologie und Pathologie der Nieren und deren Auswirkungen auf den Wasser- und Salzstoffwechsel sowie den Blutdruck. Dr. Ullmann war Mitglied des Exekutivkomitees der „International Society of Nephrology“.

Theodor David Ullmann starb 1975 im Alter von nur 67 Jahren in Jerusalem. In einem Nachruf schrieb einer seiner Kollegen: „Professor Ullman war ein außergewöhnlicher Mensch, der sich durch besonderen Respekt für seine Mitmenschen auszeichnete und sich als Forscher und Lehrer stets der Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit verpflichtet sah.“

Fotos/Repros: Theodor Ullmann 1928 und 1929 (oberes Bild sitzend, unteres Bild stehend) © Johanna-Stahl-Zentrum für jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken, Würzburg

Quellen:
Institut für Zeitgeschichte/Research Foundation for Jewish Immigration (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, München 1983.
Barbara Becker-Jákli, Das jüdische Krankenhaus in Köln. Die Geschichte des Israelitischen Asyls für Kranke und Altersschwache 1869 bis 1945, Köln 2004.
J. W. Czaczkes, In memorium: Theodor David Ullmann, in: Clinical Nephrology 5(1) p 50 (1976).
Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900–1945, Würzburg 1989.
Dalia Karpel, Begil 87 sima Lisa Ullman letargem et „milchemet hajehudim“, in: Haaretz, 31. Dezember 2009 (hebr.).