Geb.: 1885 in Hannover / 1891 in Breslau
Fachgebiet: Neurologie/Psychiatrie/Psychotherapie
Alija: 1932

Joseph Prager wurde am 11. Juni 1885 in Hannover geboren. Sein Vater war Landesrabbiner im Regierungsbezirk Kassel der preußischen Provinz Hessen-Nassau, Dr. Isaac Prager. Nach dem Abitur am Kasseler Friedrichsgymnasium studierte Joseph in Marburg, München, Freiburg i. Br. und Breslau Medizin. 1910 schloss er in Marburg ab und legte an der Universität Bonn seine Dissertation zum Thema “Experimenteller Beitrag zur Psychopathologie der Merkfähigkeits-Störungen” vor. Er arbeitete an Krankenhäusern in Hamburg, München und Mainz und lernte während der Fachausbildung zum Neurologen in Breslau seine spätere Frau Lotte kennen.

Lotte Badt wurde am 20. März 1891 als Tochter des Gymnasialprofessors Benno Badt und der Lehrerin Martha Badt in Breslau geboren. Sie besuchte die städtische Augustaschule und die dortigen Realgymnasialkurse für Mädchen. 1909 bestand sie als Externe die Reifeprüfung am Städtischen Realgymnasium zum Heiligen Geist und schrieb sich für das Medizinstudium in Breslau ein. Je ein Semester studierte sie in Berlin und München. Im August 1914 legte sie das medizinische Examen in Breslau ab und heiratete unmittelbar im Anschluss. 1915 promovierte sie über das Thema “Beitrag zur Kasuistik der hysterischen Schlafzustände” an der Universität Leipzig und arbeitete während des Krieges in einem Militärkrankenhaus. Später spezialisierte sie sich an der Breslauer Frauenklinik auf Psychotherapie.

Ihr Mann, Joseph, diente ab 1915 für zwei Jahre an der Ostfront. Im letzten Kriegsjahr wurde er zum leitenden Arzt eines Militärkrankenhauses in der Nähe von Kassel ernannt, wo er sich auf Kriegstraumata spezialisierte. Erst 1922 wurde er vom Militärdienst freigestellt.

Joseph Prager, der bereits zu Studentenzeiten Zionist war, fuhr schon 1924 nach Palästina, um Möglichkeiten zu prüfen, sich dort niederzulassen. Auch Lotte war begeisterte Zionistin, auch wenn sie aus einer orthodoxen Familie stammte, die jedoch dem Zionismus offen gegenüber stand.

Tatsächlich emigrierte das Ehepaar Prager mit seinen vier Kindern dann 1932 und ließ sich in Haifa nieder, wo Joseph Prager der erste Psychiater nördlich von Tel Aviv überhaupt war.
Er war nur kurz für die Kupat Cholim tätig, da er mit den ideologischen Grundsätzen der Kasse nicht übereinstimmte und es für ungut hielt, dass “Beamten über Ärzte bestimmen”, wie sich sein Sohn Micha erinnert. Lotte arbeitete in den ersten Jahren nicht in ihrem Beruf, sondern engagierte sich ehrenamtlich bei der Vereinigung der Einwanderer aus Deutschland (Hitchadut Olej Germania).

Joseph Prager behandelte in den ersten Jahren überwiegend Araber, dazu fuhr er zu Hausbesuchen von Haifa bis Akko und Tiberias. Mit den Unruhen des arabischen Aufstands 1936 musste er auf einen Großteil seiner Patienten und damit auch die Einnahmen aus der Privatpraxis verzichten. Lotte arbeitete in diesen Jahren im Haifaer Esra Krankenhaus, allerdings als Laborantin. Ab Ende der 1930er Jahre half Joseph Prager bei der Kupat Cholim als Vertretungsarzt aus; seine Frau gab daraufhin, nicht zuletzt wegen ihrer schweren Diabetes-Erkrankung, ihre Stelle auf. Lotte Prager starb 1957.

Joseph Prager übte bis ins hohe Alter eine ärztliche Tätigkeit aus und war als Berater der israelischen Armee und der Nationalversicherung tätig. Er starb 1983 in Haifa.

Quellen:
Lebenslauf von Lotte Prager aus der Dissertation „Beitrag zur Kasuistik der hysterischen Schlafzustände“, Universität Leipzig 1915.
Lebenslauf von Joseph Prager aus der Dissertation „Experimenteller Beitrag zur Psychopathologie der Merkfähigkeits-Störungen“, Universität Bonn 1910.
Telefoninterview mit Micha Pagar, 27.03.2014.
Martina Steer, Bertha Badt-Strauss (1885-1970). Eine jüdische Publizistin, Frankfurt a.M. 2005