Geb.: 1887 in Braunsberg (Ostpreußen)
Fachgebiet: Chirurgie
Alija: 1939

Siegfried Ostrowski wurde am 13. April 1887 in eine ostpreußische Kaufmannsfamilie hineingeboren. Nach der Schulausbildung studierte er Medizin in Berlin. Nach seiner Approbation 1914 ließ sich Ostrowski zum Chirurg ausbilden und arbeitete zunächst als Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus Berlin-Moabit. Später übernahm er den Chefarztposten am Städtischen Hospital Berlin-Buch beziehungsweise in Berlin-Mitte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der Mediziner aus dem öffentlichen Dienst entfernt und arbeitete fortan als niedergelassener Arzt sowie an der Poliklinik der Jüdischen Gemeinde bis zum Entzug der Approbation im Jahre 1938. Anschließend übernahm er als „Krankenbehandler“ die chirurgische Abteilung am Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde Berlin. „Die Auswanderung vieler leitender Ärzte der Gemeindepoliklinik – oder ,Krankenhilfe‘, wie sie sich jetzt nur noch nennen durfte – und der Poliklinik des Krankenhauses machte eine geregelte Arbeit infolge des dadurch hervorgerufenen häufigen Personalwechsels natürlich äußerst schwierig“, erinnerte sich Siegfried Ostrowski. Nach dem Pogrom von 1938 suchten viele Opfer der Novembernacht sowie ins Konzentrationslager Oranienburg-Sachsenhausen Verschleppte ärztliche Hilfe im Jüdischen Krankenhaus. „Die Zahl der Einlieferungen wuchs andauernd. Zunächst wagte kaum einer von ihnen zu sprechen, geschweige denn zu erzählen, was man ihnen angetan hatte“, notierte Doktor Ostrowski. „Zahlreiche Kranke, Verstümmelte und Misshandelte passierten das Jüdische Krankenhaus Berlin, das Behandlungszentrum für die in Deutschland verbliebenen Juden und der einzige Zufluchtsort für die vielen Leidenden war.“

Kurz bevor der zweite Weltkrieg entfesselt wurde, gab der Mediziner am 22. August 1939 seine Tätigkeit als Leiter der Chirurgischen Abteilung des Jüdischen Krankenhauses auf und machte sich auf den Weg nach Triest. Dort bestieg er mit seiner Frau das Schiff Galiläa, das sie in die Freiheit nach Palästina brachte.

Dr. Ostrowski bekam 1940 die Erlaubnis in Tel Aviv als Chirurg für die Arbeiterkrankenkasse Kupat Cholim tätig zu werden, deren zentrale chirurgische Praxis er bald bis zu seinem 70-sten Lebensjahr leitete. Sein medizinisches Wissen hinsichtlich der Folgen von körperlicher Gewaltanwendung und der damit verbundenen epidemischen Wundinfektionen, die er bei der Behandlung der NS-Opfer machte, veröffentlichte der Arzt 1950 in der israelischen Fachzeitung Acta Medica Orientalica unter dem Titel „Report of an Epidemic of Hospital-Gangrene“.

Siegfried Ostrowski verstarb im Alter von 90 Jahren 1977 in Luzern in der Schweiz.

Quellen:
Siegfried Ostrowski, Vom Schicksal jüdischer Ärzte im Dritten Reich, in: Bulletin des Leo Baeck Instituts, 24/1963, Tel Aviv.
Rebecca Schwoch, Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus, Berlin 2009.