Geb.: 1902 in Berlin
Fachgebiet: Chirurgie
Alija: 1933

Bernhard Neumann wurde am 9. Juli 1902 in Berlin geboren. Nach seinem Medizinstudium in Berlin, Wien und Freiburg spezialisierte er sich am Berliner Klinikum Am Urban zum Chirurgen.

Das Krankenhaus wurde kurz nach der „Machtergreifung“ von der SA übernommen. Die jüdischen und politisch anders denkenden Mitarbeiter wurden aus dem Amt vertrieben, Neumann musste die Klinik noch während seines Dienstes umgehend verlassen.

Obwohl er bisher kein Anhänger des Zionismus war, sah der jüdische Arzt nach seiner Vertreibung vom Arbeitsplatz keine Möglichkeit mehr, in Deutschland zu bleiben und beantragte sofort die Ausreise nach Palästina. Im Oktober 1933 übersiedelte er mit seiner Frau Marie, Tochter des Augenarztes Kurt Steindorff, nach Tel Aviv. Das Paar bezog eine Wohnung in der Nachmani Straße und wechselte später in die Ben-Jehuda-Straße.

Bernhard Neumanns Eltern blieben in Deutschland zurück und später nach Theresienstadt deportiert. Der Vater starb dort, die Mutter wurde in Auschwitz ermordet.

Neumann ließ sich in Tel Aviv als Arzt nieder und unterhielt Belegbetten in den von deutschen Juden gegründeten privaten Krankenhäusern Danziger und Assuta.

1936 wurde Sohn David geboren. Am 9. September 1940 flog die italienische Armee einen Bombenangriff auf Tel Aviv, dem etwa 130 Menschen zum Opfer fielen. Darunter war auch Bernhard Neumanns Ehefrau Marie.

Von 1945 bis 1948 war Neumann Vorsitzender der Israeli Medical Association. Im Februar 1948 wechselte er für ein halbes Jahr nach Haifa und leitete dort das städtische Krankenhaus, heute Rambam Krankenhaus. Im Anschluss saß der gebürtige Berliner bis 1956 der medizinischen Abteilung im israelischen Gesundheitsministerium vor und war unter anderem für die Zulassung von einheimischen und neu eingewanderten Ärzten zuständig. Bis 1968 bekleidete Neumann schließlich das Amt des medizinischen Leiters von Bituach Leumi, dem nationalen Versicherungsinstitut Israels.

Nach seiner offiziellen Pensionierung leitete er die Jerusalemer Filiale der Maccabi Krankenversicherung und arbeitete als Vertrauensarzt, der sich mit Reparationsansprüche von Opfern des Nationalsozialismus beschäftigte. Für diese Tätigkeit, die er seit 1957 ausübte, wurde ihm 1972 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Bernhard Neumann war bis ins hohe Alter tätig und sah sich als ein Anwalt der Schoa-Überlebenden an. Er starb im April 1983 in Jerusalem.

Quelle:
Gespräch mit David Neumann, Februar 2012