Geb.: 1914 in Nürnberg
Fachgebiet: Innere Medizin
Alija: 1938

Elias Ernst Lehmann wurde 1914 in Nürnberg geboren. Seine Familie zog bald ins hessische Bensheim an der Bergstraße. Vater Felix (Efraim Elieser) Lehmann, 1880 in Stettin geboren, war Allgemeinarzt und diente im Ersten Weltkrieg als Regimentsarzt. Er war in Bensheim als „vorbildlicher, jederzeit hilfsbereiter Arzt und Geburtshelfer“ bekannt, der auch ärmere Patienten unentgeltlich behandelt habe. Die Stadt verlieh ihm 1966 eine Ehrenplakette und benannte nach seinem Tod eine Straße nach ihm.

In Bensheim verlebte die Familie Lehmann jedoch nicht nur glückliche Tage. Im Mai 1925 wurde der 14-jährige Sohn der Familie, der ältere Bruder von Elias, von einem Lastauto überfahren. In der Zeitschrift Der Israelit hieß es zu dem tragischen Unfall: „Die Teilnahme in der ganzen Stadt, bei Juden und Nichtjuden, ist eine außerordentliche, und zeigte sich an der ungemein großen Beteiligung bei der Beerdigung. Möge die Zeit den unsäglichen Schmerz der tief gebeugten Eltern lindern“, schrieb das Blatt „und möge sie Gott vor weiteren Schicksalsschlägen bewahren.“

Nach der Schulausbildung begann Elias 1932 sein Medizinstudium in Heidelberg. Obwohl er dieses 1936 erfolgreich abschloss, wurde ihm die Promotion verweigert, so dass er gezwungen war, in die Schweiz zu gehen, um in Bern sein Studium mit einem Doktortitel abzuschließen. Der junge Arzt war ein begeisterter Sportler und beschäftigte sich daher in seiner Abschlussarbeit mit dem damals noch kaum beachteten Fachgebiet der Sportmedizin.

Vater Felix emigrierte mit seiner Frau 1935 und ließ sich in Jerusalem nieder, wo er als Allgemeinarzt arbeitete, sowohl für die allgemeine Krankenkasse wie auch in einer Blindenanstalt. Er starb 1967 in Jerusalem.

Elias Lehmann kam 1938 nach Palästina und musste zunächst zwei Jahre auf seine Zulassung warten. Bis dahin war er als Sportlehrer an verschiedenen Schulen in Jerusalem tätig und gab Fortbildungskurse für Ärzte im Bereich der Sportmedizin. Um nicht den Kontakt zur praktischen Medizin zu verlieren, arbeitete er zudem unentgeltlich in der chirurgischen Abteilung des Schaarej Zedek Krankenhaus in Jerusalem.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs meldete sich Elias Lehmann zunächst zur britischen Armee. Er diente als Stabsarzt in Ägypten, Libyen und Italien und wurde später zum Chef eines Militärkrankenhauses ernannt. Nach seiner Rückkehr nach Palästina schloss sich Lehmann der illegalen jüdischen Bürgerwehr Hagana an und arbeitete in leitender Stellung an einem Militärkrankenhaus in Haifa.

Mit der nach Staatsgründung einsetzenden Masseneinwanderung wurde die Gründung eines Krankenhauses in Beerschewa immer dringlicher. Hadassah eröffnete schließlich eine Klinik in der Altstadt; Dr. Elias Lehmann wurde als Leiter berufen und zog mit seiner Familie in die Wüstenstadt, wo er 50 Jahre leben sollte.

Nachdem die Hadassah-Klinik 1960 durch das neu errichtete Bezirkskrankenhaus Negev (heute Soroka-Klinik) abgelöst wurde, übernahm Lehmann die Leitung der Abteilung für Innere Medizin. Ehemalige Kollegen beschreiben ihn als unermüdlichen Arzt vom alten Stil, der seine Patienten nicht nur behandelte, sondern ausführlich mit ihnen sprach. Zudem übernahm Lehmann die medizinische Betreuung der zahlreichen Auffanglager für Neueinwanderer und pflegte gute Kontakte den Beduinen in der Umgebung.

1972 erhielt der deutsch-jüdische Arzt den Lehrstuhl an der medizinischen Fakultät der Ben Gurion Universität. Obendrein wurde er als erster Ehrenbürger Beerschewas ausgezeichnet.

Elias Lehmann war einer der bedeutendsten Mediziner, die im Süden des Landes wirkten. Neben seiner Tätigkeit am Krankenhaus gründete und leitete er die Zweigstelle der Israeli Medical Association und bildete Generationen von Ärzten aus. Zudem brachte Lehmann die Technik der Laparoskopie (Bauchspiegelung mittels eines Endoskops) ins Land. Auch nach seiner Pensionierung war der Mediziner über viele Jahre hinweg als Berater im Soroka-Krankenhaus tätig.

Die letzten Lebensjahre verbrachte Lehmann in Jerusalem bei seiner Familie. Er starb 2011 im Alter von 97 Jahren.

Quellen:
Ehud Samora: Saken ha-schewet, in: Ezba al ha-dofek, Magasin ha-merkas ha-refu’i ha-universita’i Soroka, 8/2007 (hebr.).
Uri Dromi, Chaluz ha-refua ba-Negew, in: Haaretz, 20.03.2011 (hebr.).
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
Der Israelit. Ein Centralorgan für das orthodoxe Judentum, 28. Mai 1925.
Alexander Costin-Ast, Die Reichspogromnacht in Bensheim, http://denktag2002.denktag-archiv.de/denktag2002/123_Die_Reichspogromnacht_in_Bensheim/Neu/die_judischen_opfer.htm