Geb.: 1883 in Berlin
Fachgebiet: Neurologie/Psychiatrie
Alija: 1934

Kurt Löwenstein wurde 1883 in Berlin geboren. Nach der Schule studierte er Medizin in Berlin und München und schloss 1908 mit einer Promotion über das Thema „Zur Kenntnis der Faserung des Hinterhaupts- und Schläfenlappens nebst klinischen Bemerkungen über Tumore“ ab. Im Anschluss war er sechs Monate am Institut für Physiotherapie der Universität Berlin und ein weiteres Jahr an der Städtischen Irrenanstalt zu Lichtenberg (Herzberge) tätig. Schließlich vervollständigte Löwenstein an der Universität Zürich seine Fachausbildung auf dem Gebiet der Hirnanatomie.

Ab 1910 arbeitete der Mediziner vier Jahre in der Privatpraxis des bedeutenden Neurologen Hermann Oppenheim in Berlin. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Löwenstein leitender Arzt in der Praxis. Oppenheim leitete in den Kriegsjahren ein Militärkrankenhaus für Reservisten, Löwenstein folgte ihm. Für kurze Zeit wurde Löwenstein auch als Regimentsarzt eingesetzt. 1918 übernahm er die Leitung einer Station für Kopfverletzungen in Hannover und war zwei Jahre lang als Berater für die Armee tätig.

1921 wurde Löwenstein Leiter der Neurologie im Krankenhaus Lankwitz in Berlin, der einzigen neurologischen Fachabteilung in der deutschen Hauptstadt, abgesehen von jener der Charité. Unter seiner Führung konnte die Anzahl der Patientenbetten von 40 auf 120 erhöht werden. Löwenstein, der auch Schriftführer der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie war, führte mehrere klinische Studien durch und veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel.

Das Amt des Klinikleiters im Krankenhaus Lankwitz hatte er bis 1933 inne. Ein Jahr später flüchtete Kurt Löwenstein nach Palästina, wo er sich schnell einlebte und in kürzester Zeit die hebräische Sprache erlernte. Er wurde zum psychiatrischen Berater der Kupat Cholim in Tel Aviv benannt und bald mit der Leitung des psychiatrischen Krankenhauses Geha betraut. Er war zudem psychiatrischer Berater für die Krankenhäuser Beilinson, Schalvata und Beit Finestone. Gemeinsam mit Harry Heller initiierte Kurt Löwenstein die neurologische Abteilung im Beilinson Krankenhaus.

Doktor Löwenstein war seit 1949 Präsident der neuropsychiatrischen Gesellschaft Israel. Er gehörte zu den Pionieren der Neuropsychiatrie in Palästina und bildete die nächste Generation von Ärzten dieser Fachrichtung aus. Der Mediziner war begeisterter Pianist und veranstaltete regelmäßig Musikabende bei sich zu Hause.

Seine drei letzten Lebensjahre waren von Krankheit überschattet. Kurt Löwenstein starb ein knappes halbes Jahr nach seiner Ehefrau am 9. Januar 1956. Das Paar hinterließ einen Sohn und eine Tochter.

Quellen:
A. Stern, Le-juvelo schel Dr. Kurt Löwenstein, in: haRefua, 44, 1953 (hebr.).
Zwi Heinrich Winik, Acharei moto schel Dr. K. Löwenstein, in: haRefua, 50, 1956 (hebr.).
Bernd Holdorff/Rolf Winau (Hg.), Geschichte der Neurologie in Berlin, Berlin 2001.
Kurt Löwenstein, Zur Kenntnis der Faserung des Hinterhaupts- und Schläfenlappens nebst klinischen Bemerkungen über Tumore (Dissertation), in: J. F. Bergmann, Arbeiten aus dem hirnanatomischen Institut in Zürich, Wiesbaden 1911.