Geb.: 1900 in Stuttgart
Fachgebiet: Psychiatrie
Alija: 1933

Otto wurde am 25. Oktober 1900 in Stuttgart als Sohn des Mediziners Gustav Feldmann und seiner Frau Lilly geboren. Nach der örtlichen Grundschule besuchte er das Humanistische Gymnasium, das der junge Mann im Sommer 1918 mit der Notreifeprüfung verließ. Danach diente er bis Januar 1919 als Kanonier in Bad Cannstatt. Im Anschluss studierte Otto Feldmann in München und Freiburg Medizin. 1924 legte er an der Universität Freiburg sein Staatsexamen ab und promovierte dort ein Jahr später über „Erfahrungen über die Kropfbehandlung mit kleinen Jodgaben bei Kindern“. Danach nahm Dr. Feldmann eine Tätigkeit als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich auf und wechselte schließlich an die Uniklinik Freiburg, an der er ab 1929 eine leitende Stelle inne hatte.

Im Jahre 1932 ließ sich der Mediziner als Facharzt für Nervenerkrankungen in Stuttgart nieder. Seine kassenärztliche Tätigkeit war nur von kurzer Dauer; nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten und der Streichung aus dem Ärzteregister entschied sich Otto Feldmann mit seiner Frau Gretel und den beiden Kindern im Sommer 1933 zur Auswanderung nach Palästina. Die Familie konnte ihren gesamten Hausstand mitnehmen und bezog eine Wohnung in Jerusalem. Aufgrund der großen Anzahl von Medizinern in der Stadt war der Lebensunterhalt mit einer ärztlichen Tätigkeit nicht zu erzielen. Zusammen mit seiner Frau, einer ausgebildeten Säuglingskrankenschwester, gründete Dr. Feldmann ein privates Kinderheim. Die Einrichtung erwies sich jedoch als unwirtschaftlich, sodass der Arzt das Heim in eine Privatklinik und Sanatorium mit zwölf Betten umwandelte. Wegen der zu geringen Bettenzahl musste die Familie jedoch laufend Mittel aus ihrem privaten Kapital zur Aufrechterhaltung des Betriebes zuschießen.

1935 flüchteten Ottos Eltern nach Palästina und zogen bei ihrem Sohn ein. Auch Vater Gustav Feldmann versuchte zum Familieneinkommen beizutragen, indem er privatärztlich tätig wurde. Doch aufgrund seiner mangelnden Sprachkenntnisse fanden nur wenig Patienten den Weg in seine Praxis.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges diente die Feldmann’sche Klinik als Lazarett. Da Otto Feldmann in der Hagana, der jüdischen Miliz, tätig war, wurde sein Haus ab 1947 bis 1949 vom israelischen Militär als Not-Hospital genutzt.

Dr. Feldmann übernahm die Betreuung von verwundeten und traumatisierten Soldaten und erarbeitete ein spezielles Programm zur Rehabilitation. Ab 1949 war er zivilangestellter Psychiater der israelischen Armee, seine Frau Gretel führte die Klinik allein weiter. 1953 wurde Feldmann als Ministerialdirektor zum Vorsitzenden des psychologischen Dienstes im israelischen Gesundheitsministerium ernannt. Ab Mitte der 1950er Jahre vertrat er den Staat Israel in der UN-Weltgesundheitsorganisation (WHO). Infolge von Herzproblemen legte Dr. Feldmann 1960 sein Amt nieder und übernahm die Leitung der Psychiatrischen Klinik „Eitanim“ bei Jerusalem. Vier Jahre später erlitt der deutsch-jüdische Arzt einen Schlaganfall und musste seine berufliche Tätigkeit aufgeben. Dr. Otto Feldmann starb kurz nach seinem 70. Geburtstag im November 1970.

Quellen:
Susanne Rueß, Stuttgarter jüdische Ärzte während des Nationalsozialismus, Würzburg 2009.
Nissim Levy/Jael Levy, Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
Biografie aus der Dissertation „Erfahrungen über die Kropfbehandlung mit
kleinen Jodgaben bei Kindern“, Universität Freiburg 1925.