Geb.: 1891 in Westheim b. Hammelburg
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Innere Medizin
Alija: 1935

Lazarus Eisemann wurde am 20. Dezember 1891 im unterfränkischen Westheim als Sohn des Hauptlehrers und Leiters einer Volksschule Salomon und seiner Frau Berta Eisemann geboren. Nach dem Besuch der Grundschule besuchte der Junge ein Würzburger Gymnasium und begann nach dem Abitur an der dortigen Universität Medizin zu studieren. Als Soldat im Sanitätsdienst nahm er am Ersten Weltkrieg teil und konnte erst nach der Demobilisierung mit seiner Dissertation „Über Pemphigus der Schleimhäute“ beginnen; 1919 erhielt Eisemann von der Universität Würzburg den Doktortitel verliehen.

Schon während seiner aktiven Militärzeit war der Arzt in Nürnberg gemeldet. Im Juli 1921 heiratete er in Würzburg Lina Bacharach. Das junge Paar bezog eine Wohnung mit Praxisräumen in der Nürnberger Südstadt. Sohn Kurt wurde 1923 geboren, Tochter Edith zwei Jahre später. Lazarus Eisemann war Mitglied in der orthodoxen Religionsgemeinschaft Adas Israel und engagierte sich im Wohltätigkeitsverein der Gemeinde.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten musste der Mediziner seine ärztliche Tätigkeit aufgeben und flüchtete im Sommer 1933 mit Frau und Kindern nach Frankreich, wo sie zeitweise in Lyon lebten. 1935 siedelte die Familie nach Palästina über, ließ sich im Moschaw Neve Yaakov (Kfar Ivri) bei Jerusalem nieder und schaffte sich 150 Hühner und vier Kühe an. „Für die Viehzucht war mein Vater völlig ungeeignet“, erinnert sich Sohn Kurt. „Eine Kuh starb an einem verschluckten Nagel, ein eingeschlichener Marder tötete ein Dutzend Hühner und eine ansteckende Krankheit forderte weitere Opfer.“

Anschließend eröffnete der deutsch-jüdische Mediziner eine Privatpraxis in Jerusalem, 27 King Georg Avenue, und beantragte für sich sowie seine Familie die palästinensische Staatsangehörigkeit, die er, seine Frau und die gemeinsamen Kinder, im Februar 1938 erhielten. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit bot Lazarus Eisemann in seiner Praxis privaten medizinischen Unterricht für Pflegekräfte an. Später erhielt er eine Anstellung im staatlichen israelischen Gesundheitswesen, wo er bis zu seiner Pensionierung im Bereich medizinische Vorsorge und Gesundheitsförderung tätig war. Dr. Eisemann starb im Oktober 1975 in Tel Aviv.

Fotos:
Für seinen Dienst als Militärarzt wurde Lazarus Eisemann (Mitte) mit dem Eisernen Kreuz II ausgezeichnet.
Lazarus Eisemann mit Krankenschwestern in seiner Praxis in Jerusalem.
© Archiv Kurt Eisemann

Quellen:
Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900–1945, Würzburg 1989.
Auskunft von Kurt Eisemann, San Diego.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
Gerhard Jochem, Mitten in Nürnberg, Jüdische Firmen, Freiberufler und Institutionen am Vorabend des Nationalsozialismus, Nürnberg 1998.
Auskunft Stadtarchiv Nürnberg.