Geb.: 1877 in Forth (Mittelfranken)/1910 in Nürnberg
Fachgebiet: Urologie-Dermatologie/Virologie
Alija: 1939/1934

Martin Bernkopf wurde am 23. Oktober 1877 in der kleinen fränkischen Gemeinde Forth geboren. Nach dem Besuch der Volksschule wechselt er an ein Nürnberger Gymnasium und erwarb dort 1895 das Reifezeugnis. Im gleichen Jahr nahm Bernkopf ein Medizinstudium an der Universität in München auf, später studierte er in Berlin und Würzburg. Mit der Staatsprüfung beendete er 1900 seine Ausbildung und wurde als Arzt approbiert.

Am Würzburger pathologischen Institut promovierte Bernkopf über „Ein haematoblastenhaltiges Osteoidsarkom“ und erhielt 1902 seinen Doktortitel. Eine Facharztausbildung an der chirurgischen-gynäkologischen Privatklinik Dr. Boll in Berlin und an der Universitätshautklinik in Freiburg folgten. Danach ließ sich Bernkopf in Nürnberg nieder und eröffnete eine eigene Praxis als Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. 1909 heiratet er Paula Schloss. Ein Jahr später wurde Sohn Hans Ignaz geboren, 1915 Tochter Lotte.

Auch Sohn Hans Bernkopf fühlte sich zum Arzt berufen und studierte nach dem Abitur in Berlin, Heidelberg und München Medizin. Im Jahr der „Machtergreifung“ musste Hans aus Deutschland flüchten und schloss seine Ausbildung 1934 mit seiner Doktorarbeit „Über die Wirkung des Formaldehyds auf die durch Schlangengift hervorgerufene Kontraktion des glatten Muskels“ im schweizerischen Basel ab.

Noch im selben Jahr wanderte er nach Palästina aus. Schwester Lotte folgte einige Jahre später. Die Eltern blieben dagegen bis Anfang 1939 in Nürnberg und übersiedelten im März zu ihrer Tochter nach Jerusalem. Obwohl Vater Martin schon 62 Jahre alt war, erhielt er noch die Erlaubnis sich als Arzt in Jerusalem niederzulassen. Sohn Hans hatte zu dieser Zeit bereits eine Stelle in der Abteilung für Bakteriologie an der Hebräischen Universität inne.

1936 hatte Hans Bernkopf die aus Hannover stammende Bildhauerin Ellen Catzenstein kennengelernt. Die Tochter eines jüdischen Arztes war 1933 über die Schweiz nach Italien geflohen und reiste 1936 nach Jerusalem. Hans Bernkopf und Ellen Catzenstein heirateten im Juli 1937, Ellen erhielt jedoch erst im Dezember das Visum zur Emigration nach Palästina. Ein Jahr später wurde Tochter Yael geboren. Ellen gab in Jerusalem zunächst Privatunterricht, bevor sie 1947 erstmals in einer Ausstellung ihre Arbeiten zeigen konnte. 1947 ging sie mit ihrem Mann für drei Jahre in die USA, wo Bernkopf an der Universität Michigan forschte. Nach seiner Rückkehr lehrte er weiter an der Hebräischen Universität und leitete zudem die staatlichen Labore in Jerusalem.

Hans Bernkopf arbeitete im Laufe seiner Karriere unter anderem intensiv zu Tollwut und Leptospirose, in den letzten Jahren vor allem zur Augenerkrankung Trachom. Für seine Forschungstätigkeit erhielt er verschiedene Auszeichnungen und gehörte dem entsprechenden Expertenrat der Weltgesundheitsorganisation WHO an.

Hans Bernkopf starb 1967 in Jerusalem; seine Frau Ellen 1992.

Foto: Hans Bernkopf, Courtesy of the Leo Baeck Institute New York

Quellen:
Matthis Krischel u. a. (Hg.), Urologen im Nationalsozialismus, Berlin 2011.
Lebenslauf aus der Dissertation „Ein haematoblastenhaltiges Osteoidsarkom“ Universität Würzburg 1902.
Auskunft Stadtarchiv Nürnberg.
Gerhard Jochem, Mitten in Nürnberg, Jüdische Firmen, Freiberufler und Institutionen am Vorabend des Nationalsozialismus, Nürnberg 1998.
Archiv der Akademie der Bildenden Künste zu Ellen Catzenstein-Bernkopf, http://www.adk.de/de/archiv/archivbestand/bildende-kunst/kuenstler/bernkopf-ellen.htm
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).