Fritz Dreyfuss
Geb.: 1910 in Fürth
Fachgebiet: Innere Medizin/Kardiologie
Alija: 1934
Fritz Dreyfuss wurde am 23. Mai 1910 in Fürth/Bay. geboren. Sein Vater Albert Dreyfuss hatte sich 1906 in der nordbayerischen Kleinstadt als praktischer Arzt und Geburtshelfer niedergelassen. Fritz besuchte zunächst eine private Knabenschule, wo er u. a. von Louis Kissinger, dem Vater des späteren US-Außenministers Henry Kissinger, unterrichtet wurde. Nach dem Abitur trat Fritz Dreyfuss in die Fußstapfen seines Vaters und studierte Medizin in Freiburg, Würzburg und Berlin. Nach der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten verließ der angehende Arzt Deutschland und beendete sein Studium 1934 mit Erlangung des Doktortitels an der Universität Basel. Mittels eines „Kapitalistenvisums“ erhielt er noch im selben Jahr die Einreisegenehmigung für Palästina: Am 31. Dezember 1934 betrat Fritz Dreyfuss erstmals den Boden von Erez Israel. Obwohl Vater Albert und Stiefmutter Alice sich gleichzeitig Papiere für die Auswanderung besorgt hatte, wollten sie zunächst in Deutschland bleiben. Zwei Tage nach dem Novemberpogrom wanderten sie am 11. November 1938 ebenfalls nach Palästina aus.
Mit Beginn des Jahres1935 absolvierte Fritz Dreyfuss am Hadassah Krankenhaus bei Julius Kleeberg in Jerusalem ein Praktikum. Nach kurzer Zeit wurde der junge Arzt angestellt und arbeitete unter dem berühmten Gynäkologen Professor Bernhard Zondek, den er noch aus seiner Studienzeit in Berlin kannte. Zondek hatte in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Selmar Aschheim den ersten Schwangerschaftsfrüherkennungstest entwickelt, die nach ihnen benannte Aschheim-Zondek-Reaktion. Dr. Dreyfuss’ Interesse galt jedoch der Kardiologie. Die Leitung des Hadassah Krankenhauses schickte ihn deshalb nach dem Krieg für einige Jahre zur Fortbildung in die Vereinigten Staaten, wo er in New York unter anderem am Har Sinai Hospital und am Klinikum der Columbia University tätig war.
1950 kehrt er nach Jerusalem zurück und übernahm die Leitung der Abteilung für Innere Medizin am Hadassah: „Seiner Karriere als brillanter Kardiologe und Lehrer stand nun nichts mehr im Wege“, schrieb Fritz’ Schwester Luise in ihren Erinnerungen. 1955 wurde Dreyfuss zum außerordentlichen Professor, sieben Jahre später zum ordentlichen Professor an der Hebräischen Universität ernannt. 1962 wechselte er an das neugegründete Ichilov Hospital (heute: Sourasky Medical Center) in Tel Aviv und baute dort als Leiter die Abteilung für Innere Medizin auf. Fritz Dreyfuss gehörte zu den Gründern der medizinischen Fakultät an der Universität Tel Aviv und hatte von 1971 bis 1974 den Lehrstuhl für Innere Medizin/Kardiologie inne. Für seine Verdienste beim Aufbau des israelischen Gesundheitswesens wurde Fritz Dreyfuss 1974 zum Präsidenten des in Israel tagendem „Internationalen Kongress für Innere Medizin“ gewählt. Kurz vor Vollendung seines 64. Geburtstags starb Dreyfuss am 28. Februar 1974 nach einem operativen Eingriff an einer Infektion. Die Welt hatte, wie es seine Schwester formulierte, „einen der führenden Kardiologen seiner Zeit“ verloren.
Quellen:
Luise David (née Dreyfuss), How we Survived. Chronicles of our Family, Bloomington (Indiana) 2003.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
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