Geb.: 1892 in Bronischewitz (Posen)
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Psychoanalyse
Alija: 1933

Margarete Miriam Brandt wurde als Tochter des Rittergutbesitzers Issak Brandt und seiner Frau Amalie am 21. November 1892 in Bronischewitz, Kreis Pleschen in der Provinz Posen geboren. Am Charlottenburger Mädchenrealgymnasium der Auguste-Viktoria-Schule legte sie 1911 ihr Abitur ab. Nach einem einjährigen Besuch der Land- und Hauswirtschaftsschule Arvedshof in Sachsen begann die junge Frau ein Medizinstudium an den Universitäten Berlin, Freiburg und Heidelberg. An letztgenannter Hochschule bestand sie 1917 ihr Staatsexamen und legte 1918 ihre Promotion „Ein Beitrag zur Kasuistik der Ductus thoracicus-Tuberkulose“ vor. Im selben Jahr erhielt Dr. Brandt ihre Approbation und eröffnete eine Praxis als Allgemeinmedizinerin.

Ab 1926 übernahm sie den Posten der Stadtschulärztin für den Bezirk Berlin-Lichtenberg, den sie bis zu ihrer Entlassung nach dem NS-Gesetz „Zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 innehatte. Während dieser Zeit hatte sie zusätzlich eine psychoanalytische Ausbildung bei dem Freudianer Max Eitingon am Berliner Psychoanalytischen Institut absolviert.

Margarete M. Brandt emigrierte noch im selben Jahr nach Palästina und bezog eine Wohnung in Jerusalem. Unverzüglich begann sie mit dem Erlernen der hebräischen Sprache und fragte bei den zuständigen Behörden nach, wie sie ihre „bis dahin nur als Liebhaberei betriebene psychoanalytische Ausbildung“ am Besten verwerten könne: „Ich meldete mich hier gleich bei dem Oberschularzt, der mir Arbeit zusagte für den Moment, wo ich mich mit den Kindern, die ja nur Hebräisch sprechen, verständigen könnte“, notierte sie in ihren Erinnerungen. „Nach einem Jahr kam er pünktlich zu mir und übergab mir die schulärztliche Versorgung der Kindergärten mit Beratung der Kindergärtnerinnen in Erziehungsfragen.“

Gleichzeitig wurde Brandt Mitarbeiterin am Psychoanalytischen Institut in Jerusalem und erste Assistentin von Max Eitingon. Dieser war ebenfalls vor den Nationalsozialisten nach Palästina geflohen war und hatte in Tel Aviv die „Palästinensische Psychoanalytische Gesellschaft“ sowie in Jerusalem das „Palästina Institut für Psychoanalyse“ gegründet, an dem unter anderem auch Erich Gumbel tätig war. Nach dem Tod von Eitingon übernahm Dr. Brandt 1943 die Leitung des Instituts und arbeitete bis zu ihrer Pensionierung 1964 als Analytikerin am nunmehr zu Ehren seines Gründers umbenannten „Max Eitingon Institute for Psychoanalysis“. In Zusammenarbeit mit der städtischen Schulfürsorge betreute sie zudem „schwer erziehbare Kinder“ in Jerusalem.

Margarete M. Brandt war zeitlebens unverheiratet und wohnte zusammen mit ihrer Schwester Elfriede, die ihr den Haushalt führte, im Institutsgebäude. Die Eltern waren in Deutschland geblieben und starben in den 1930er Jahren eines natürlichen Todes. Bruder Magnus Wolfgang wurde 1942 in den Osten deportiert, wo sich seine Spur verliert. Schwester Elfriede Hana Brandt, 1900 geboren, emigrierte ebenfalls nach Palästina und starb 1970 in Haifa.

Im Januar 1977 verstarb Dr. Margarete Miriam Brandt im Alter von 84 Jahren in Jerusalem.

Quellen:
Institut für Zeitgeschichte/Research Foundation for Jewish Immigration (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, München 1983.
Freie Universität Berlin, Dokumentation: Ärztinnen im Kaiserreich, http://web.fu-berlin.de/aeik/
Thomas Müller, Ärztliche Immigration in Palästina, in: Caris-Petra Heidel (Hg.), Der Einfluss des Zionismus aus Medizin und Gesundheitswesen, Frankfurt/Main 2006.
Eran Rolnik, Osej hanefaschot. Im Freud le-erez Israel 1918-1948, Tel Aviv 2007 (hebr.).
Margarete Miriam Brandt, Ein Beitrag zur Kasuistik der Ductus thoracicus-Tuberkulose, Dissertation, Universität Heidelberg 1918.