Geb: 1888 in Sankt Wendel
Fachgebiet: Innere Medizin
Alija: 1933

Paul Siegfried Bonem wurde am 21. Juni 1888 im saarländischen St. Wendel geboren. Er studierte Medizin in Heidelberg, wo er 1923 promovierte. Nach dem Examen arbeitete er zunächst am Physiologischen Institut der Universität Heidelberg.

Im Juni 1923 heiratete Paul Bonem Irma Rosenmeyer. Seine Frau war Krankenschwester und bildete sich zur biochemischen Laborantin fort. Das Ehepaar zog nach Stuttgart, wo Bonem als Facharzt für Innere Medizin am Katharinenhospital arbeitete.1929 ließ er sich nieder und eröffnete eine Praxis mit eigenem Röntgenapparat und einem chemischen Laboratorium, das seine Frau Irma betreute. Die Praxis Bonem führte auch Analysen, Untersuchungen und Röntgenaufnahmen für andere Ärzte durch. Paul Bonem entwickelte in dieser Zeit ein Präparat zur Behandlung von eitrigen Lungenkrankheiten und übertrug das Recht zur Herstellung mit Umsatzbeteiligung an eine Bielefelder Firma.

Mit dem Aufstieg Hitlers änderte sich das Leben der Bonems schlagartig. Zunächst mussten das Praxisschild mit dem Zusatz „Jude“ versehen werden. Paul Bonem wurde damit gedroht, ihn in „Schutzhaft“ in das Lager Heuberg zu nehmen. Von Anfang April bis zur Auswanderung Ende Mai 1933 verbrachte das Ehepaar daher keine Nacht mehr zuhause.

Schließlich machten sie sich mit dem Auto auf den Weg nach Triest, von wo aus sie sich, mitsamt dem Auto, am 1. Juni 1933 nach Palästina einschifften. Später konnten sie auch Möbel, sowie das Praxisinventar, Laboratorium und Röntgenapparat nachholen.

Die ersten Jahre waren wirtschaftlich äußerst schwierig. Die in Jerusalem eröffnete Praxis ermöglichte zu Beginn nur sehr begrenzt Einnahmen. Mangelnde Sprachkenntnisse verhinderten ebenfalls eine reibungslose Eingliederung. Irma Bonem erinnerte sich später: „Seit unserer Auswanderung aus Deutschland litt mein Mann an Depressionen, hervorgerufen durch die schwere wirtschaftliche und klimatische Umstellung. Arabisch und Hebräisch musste er erlernen, da er das für seinen Beruf dringend notwendig hatte. Wir kamen auch hier in Unruhen, die ein ruhiges Aufbauen einer Praxis verhinderten. Krankenbesuche nach Bethlehem oder Ramallah konnten wir nur machen, wenn arabische Freunde mit im Auto saßen.“

Tatsächlich musste Paul Bonem in der Anfangszeit nach anderen Möglichkeiten suchen, Geld zu verdienen. Nachdem er sein Auto nutzen konnte, half er, die Kuchen seiner Schwiegermutter auszuliefern. Irmas Eltern waren mit Hilfe der Bonems ebenfalls nach Palästina gekommen und der Verkauf von Sidonie Rosenmeyers hausgemachtem Gebäck war ein einträgliches Einkommen. Auch Pauls Eltern Herman und Delfine emigrierten nach Palästina.

1935 ließen sich die Bonems von dem Architekten und Maler Leopold Krakauer ein Haus bauen. Krakauer, der in Wien studiert hatte und seit 1924 in Palästina lebte, gehört zu den wichtigsten Vertretern des Bauhausstils. Seine Entwürfe waren oft auch von lokalen Faktoren, insbesondere der arabischen Bauweise beeinflusst. So auch das bis heute als „Bonem-Haus“ bekannte Domizil in der Jerusalemer Ramban Straße 21, das Paul und Irma gemeinsam mit Herman und Delfine Bonem bewohnten.

In der Zeit der arabischen Unruhen 1936 meldete sich Paul Bonem freiwillig für die Hagana und übernahm Wachdienste. Er engagierte sich außerdem bei der politischen Vereinigung Brit Schalom, die sich um ein gerechtes und friedliches Miteinander von Juden und Arabern bemühte.

In der Entschädigungsakte Paul Bonems ist von starken Depressionen die Rede, die ihn schließlich eine psychoanalytische Therapie bei Dr. Fanny Lotzky beginnen ließen. Die Analytikerin berichtete: „Er befand sich in einem Zustand schwerer seelischer Depression, ausgelöst durch die schlimmen Erlebnisse der Zerstörung seiner Existenz in Deutschland und erlittenen Verfolgungen“

Paul Bonem starb mit 57 Jahren im August 1945 in Jerusalem an einem Herzschlag. Das Ehepaar blieb kinderlos. Irma lebte weiter in der Ramban Straße. Das Haus wurde 1967 verkauft und gehört seitdem der Bank Leumi, die das Gebäude vor einigen Jahren stilgerecht restaurierte. Irma Bonem starb 1988 in Jerusalem.

Foto: Das Bonem-Haus in der Ramban-Straße Jerusalem heute, © ig/haGalil

Quellen:
Susanne Rueß, Stuttgarter jüdische Ärzte währen des Nationalsozialismus, Würzburg 2009.
Nissim Levy/Jael Levy: Rofeiha schel Erez-Israel 1799-1948, Haifa 2008 (hebr.).
Amnon Ramon, „Doktor mul Doktor gar“. Schchunat Rechavia biJeruschalajm, Jerusalem 1998 (hebr.).