Ernst Chaim Wertheimer
Geb.: 1893 in Bühl (Baden)
Fachgebiet: Physiologie
Alija: 1934
Ernst wurde als Sohn der Kaufleute Leo und Hermine Wertheimer am 24. August 1893 im badischen Bühl geboren. Nach dem Abitur studierte er ab 1913 an den Universitäten Kiel und Bonn Medizin. Da er am Ersten Weltkrieg als Freiwilliger im medizinischen Dienst teilnahm, musste der junge Mann das Studium unterbrechen und beendete seine Ausbildung später an der Universität in Heidelberg, wo er auch promovierte.
Ab 1921 arbeitete Dr. Wertheimer als Assistent an der physiologischen Abteilung der Universität Halle. Zwei Jahre später habilitierte er sich und wurde 1929 zum Oberassistenten und außerordentlichen Professor ernannt; dieses Beschäftigungsverhältnis endete jäh mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Aufgrund seiner hohen wissenschaftlichen Qualifikation erhielt Wertheimer ein Angebot von einem biochemischen Institut in Moskau, eine Einladung, den Lehrstuhl für Physiologie an der chinesischen Sun Yat Sen Universität in Kanton zu übernehmen sowie die Offerte, die Stelle des Leiters des biochemischen Laboratoriums des Hadassah Krankenhauses in Jerusalem anzutreten.
Ernst Wertheimer entschied sich für das letztgenannte Angebot: 1934 emigrierte er, mit seiner Frau Ruth, nach Erez Israel und nahm den hebräischen Vornamen Chaim an. Am Hadassah Krankenhaus wurde er bald zum Professor der pathologischen Physiologie ernannt und hatte diese Stellung bis 1963 inne. Gleichzeitig leitete er die Pharmazeutische Abteilung.
Mit seinen teilweise bahnbrechenden Forschungen über Diabetes und Metabolismus machte er sich international einen Namen und erhielt 1956 den renommierten „Israel Prize for Medical Research“. Schon 1953 war der deutsch-jüdische Arzt zum Direktor der Abteilung für „Biochemie des Menschen“ ernannt worden. Während seiner Amtszeit erneuerte er die medizinische Ausbildung, verbesserte die Lehrpläne und führte einen Kurs für „physiologische Chemie“ ein.
Dr. Chaim Wertheimer war Mitglied der „Israel Academy of Sciences and Humanities for Medical Scienes“. 1964, im Jahr seiner Pensionierung, wurde er mit der „Banting Medaille“ der US-amerikanischen „Diabetes Association“ sowie dem „Bublick Prize“ der Hebräischen Universität Jerusalem ausgezeichnet. Vier Jahre später verlieh die israelische Hochschule dem Doktor der Medizin noch einen Ehrendoktor in Geisteswissenschaften.
Dr. med. phil. h. c. Chaim Ernst Wertheimer verstarb im Alter von 85 Jahren 1978 in Jerusalem. Seine Frau Ruth überlebt ihn um 18 Jahre.
Quellen:
Institut für Zeitgeschichte/Research Foundation for Jewish Immigration (Hg.), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, München 1983.
Samuel S. Kottek, Frühzeitig in Palästina angekommen, in: Albrecht Scholz/Caris-Petra Heidel (Hg.), Emigrantenschicksale. Einfluss der jüdischen Emigranten auf Sozialpolitik und Wissenschaft in den Aufnahmeländern, Frankfurt/Main 2004.
Encyclopaedia Judaica Jerusalem, Vol. 16, Jerusalem 1996.
Kategorie wählen
- Fachgebiet (71)
- Allgemeinmedizin (20)
- Chirurgie (7)
- Dermatologie (3)
- Gynäkologie (9)
- HNO (1)
- Homöopathie (1)
- Hygiene (1)
- Innere Medizin (19)
- Kardiologie (1)
- Kinderheilkunde (18)
- Neurologie (3)
- Orthopädie (2)
- Pathologie (3)
- Physiologie (1)
- Psychiatrie (2)
- Psychoanalyse (3)
- Radiologie (2)
- Urologie (1)
- Virologie (1)
- Herkunftsregion (71)
- Bayern (10)
- Berlin (12)
- Norddeutschland (5)
- Nordostdeutschland (12)
- Ostpreußen (6)
- Sachsen (1)
- Schlesien (6)
- Südwestdeutschland (13)
- Westdeutschland (7)
- Fachgebiet (71)