Geb.: 1869 in Altdorf (Pfalz)
Fachgebiet: Allgemeinmedizin/Heilpädagogik
Alija: 1934

Dr. Julius MosesJulius Moses wurde am 22. Januar 1869 als Sohn eines Lehrers in der kleinen pfälzischen Gemeinde Altdorf geboren. Nach der Grundschule legte er am Gymnasium im nahegelegenen Landau sein Abitur ab und studierte Medizin in Würzburg, München und Straßburg. 1892 verlieh ihm die elsässische Universität für seine Dissertation „Beiträge zur Kenntnis der Aetiologie und Genese psychischer Störungen im Kindesalter“ den Doktortitel. Im selben Jahr erhielt Moses seine Approbation und ließ sich zunächst als Allgemeinmediziner in der pfälzischen Kleinstadt Rodalben nieder.

1896 siedelte er nach Mannheim über und eröffnete dort eine Praxis, die 38 Jahre lang bestand, bis zur Schließung 1934. Gleichzeitig wurde Julius Moses Leiter der „Städtischen Beratungsstelle für Schwererziehbare und Psychopathen“ sowie Dozent am städtischen Seminar für Kindergärtnerinnen und ab 1929 Professor an der Mannheimer Handelshochschule. Sein besonderes Engagement galt den sozial schwachen Familien und insbesondere deren Kindern. Er war in der Wohlfahrts- und Jugendpflege aktiv und setzte sich für ein fortschrittliches Schulsystem ein, bei der das „Sitzenbleiberelend“ durch eine umfangreiche Förderung der „Schwachbegabten“ bekämpft werden sollte. Julius Moses’ 1898 in erster und 1924 in zweiter Auflage erschienene Publikation „Vom Seeleninnenleben der Kinder“ galt als Standardwerk der seinerzeitigen Kinderpsychologie, weitere vielbeachtete Studien, die er auf zahlreichen internationalen Kongressen vorstellte, folgten.

Der jüdische Mediziner war von Jugend an ein glühender Zionist und persönlich mit Theodor Herzl bekannt. Julius Moses nahm an allen seit 1897 stattfindenden Zionistenkongressen teil. Auf seine Initiative hin gründete sich in Mannheim eine Ortsgruppe der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD), deren Vorsitz der engagierte Arzt übernahm. Daneben bekleidete er führende Positionen in der jüdischen Gemeinde Mannheims und war Mitglied im „Badischen Oberrat der Israeliten“.

Mit der „Machtübernahme“ der Nationalsozialisten verlor Julius Moses die Kassenzulassung, wurde aus seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule entlassen und musste weitere Repressalien hinnehmen. Am 28. März 1934 emigrierte er mit seiner Frau Rosa und den beiden Töchtern nach Tel Aviv. Moses erhielt von der britischen Mandatsverwaltung die Erlaubnis als Arzt zu arbeiten. Auch in der neuen Heimat engagierte er sich im sozialen Bereich. Er initiierte die erste Fürsorgestelle für Einwanderer in Erez Israel und war als deren Vorsitzender gutachterlich im Rahmen der Wohlfahrts- und Erziehungshilfe tätig.

Im Alter von 76 Jahren verstarb Julius Moses im Juli 1945 in Tel Aviv. Die langersehnte Gründung des jüdischen Staates hat der überzeugte Zionisten nicht mehr erleben dürfen.

Foto: Dr. Julius Moses, © Alfred Bernheim, Privatarchiv David Galor

Quellen:
Susanne Hahn, Der Berliner Julius Moses (1868–1942) und der Mannheimer Julius Moses (1869–1945). Parallelen und Besonderheiten im Leben und Werk, in: Caris-Petra Heidel (Hg.), Der Einfluss des Zionismus aus Medizin und Gesundheitswesen, Frankfurt/Main 2006.
Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet. Geflohen. Ermordet, Freiburg 2007.
Nissim Levy/Jael Levy, Rofeiha schel Erez-Israel 1799–1948, Haifa 2008 (hebr.).
Julius Moses, Beiträge zur Kenntnis der Aetiologie und Genese psychischer Störungen im Kindesalter, Dissertation, Universität Straßburg 1892.