Geb.: 1906 in Frankfurt a. M.
Fachgebiet: Innere Medizin
Alija: 1933

Karl Guggenheim wurde am 12. Januar 1906 in Frankfurt a. M. als ältester von drei Kindern geboren. Der Vater hatte ein gutgehendes Getreidegeschäft. Die in den 1920er Jahren einsetzende Weltwirtschaftskrise brachte weitreichende Folgen für die Familie. Eigentlich sollte Karl, dem Wunsch des Vaters nach, in das Geschäft mit einsteigen, entschloss sich jedoch aus wirtschaftlichen Gründen dagegen und studierte Medizin in Frankfurt, Berlin und München. Schon früh begeisterte sich der junge Student für den Zionismus und gehörte der Jugendbewegung Blau-Weiß an. Nach Abschluss des Studiums konnte er gerade noch das praktische Jahr im Virchow-Krankenhaus in Berlin absolvieren, bevor er 1933 Deutschland den Rücken kehrte und nach Palästina emigrierte.

Guggenheim ließ sich in Jerusalem nieder und heiratete Irene, eine Freundin aus Frankfurt, die er in der zionistischen Jugendbewegung kennengelernt hatte. Das Paar bekam drei Kinder. Der Mediziner lehrte und forschte an der Hebräischen Universität. Nach den Erinnerungen seiner Schwester Erna Goldmann bestand sein Leben nur aus Büchern und Lesen: „Wenn er uns in späteren Jahren besucht hat, kam er immer mit einem Buch unterm Arm in die Wohnung: ‚Schalom, wie geht’s‘, und schon saß er im Sessel und hat gelesen.“

Seine wissenschaftliche Karriere begann Karl Guggenheim am Institut für Bakteriologie in Jerusalem. Über eine Forschungsarbeit zum Einfluss von Vitamin C kam er zur Ernährungswissenschaft. Er gründete und leitete schließlich die Abteilung für Ernährung an der medizinischen Fakultät Jerusalem und später auch die Abteilung für Ernährung am Institut für Landwirtschaft in Rechovot. Der Arzt war als Berater für das israelische Gesundheitsministerium, die Armee und zahlreiche andere öffentliche Organisationen und Einrichtungen tätig. In den 1950er Jahren stellte Guggenheim eine Empfehlung für die Ernährung von Kindern für das Gesundheitsministerium zusammen, die zur Grundlage für viele Generationen von Israelis wurde.

1965 ernannte ihn die Hebräischen Universität zum ordentlichen Professor. Karl Yechiel Guggenheim ist Verfasser von rund 250 wissenschaftlichen Aufsätzen und Lehrbüchern zur Lebensmittelhygiene und den Ernährungswissenschaften, darunter beispielweise auch das Standardwerk „Die Ernährung des Menschen“, das erstmals 1964 erschien und bis heute als Pflichtlektüre zu diesem Thema gilt. 30 Jahre lang gab Guggenheim zudem die Fachzeitschrift „Blätter zur Ernährung“ heraus.

In einem Interview nach dem Geheimnis seines langen Lebens befragt, sagte der Mediziner und Trophologe 1997, dass er sich sein ganzes Leben mit großen Vergnügen satt gegessen habe; wichtig sei, alles, allerdings: in Maßen zu genießen, nicht zu viel und nicht zu wenig!

Karl Yechiel Guggenheim starb 2002 im Alter von 96 Jahren in Jerusalem.

Quellen:
Lea Inbal, Was ist schlecht an einem Hamburger?, Interview mit Yehiel Karl Guggenheim, Maariv v. 14.1.1997 (hebr.).
Interview mit Erna Goldmann, Centropa, http://at.centropa.org/index.php?nID=30&x=PXVuZGVmaW5lZDsgc2VhcmNoVHlwZT1CaW9EZXRhaWw7IHNlYXJjaFZhbHVlPTc3Njsgc2VhcmNoU2tpcD0w.