Geb. als Oskar Wolfsberg: 1893 in Hamburg
Fachgebiet: Kinderheilkunde
Alija: 1933

Oskar wurde als Sohn des Lektors David Wolfsberg und seiner Frau Gisela am 26. September 1893 in Hamburg geboren. Dort besuchte er die Talmud Thora Realschule und wechselte später auf ein staatliches Gymnasium, an dem er die Reifeprüfung ablegte. Im Anschluss studierte Oskar Wolfsberg Medizin an den Universitäten in Heidelberg, Würzburg und Berlin. Während des Ersten Weltkrieges diente er an der Ostfront. 1919 erhielt der junge Arzt seine Approbation und den Doktortitel und ließ sich in Berlin als Kinderarzt nieder.

Dr. Wolfsberg war überzeugter Zionist und engagierte sich in der religiösen Bewegung Misrachi, der er von 1926 bis 1933 als deren Präsident vorsaß. Zudem beriet er das deutsche Außenministerium in „jüdischen Angelegenheiten“, bekleidete führende Posten in der Jüdischen Gemeinde Berlin, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) sowie in der Jewish Agency und gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Jugend-Alija in Deutschland.

Als einer der führenden Vertreter des deutschen Zionismus emigrierte Wolfsberg im Herbst 1933 mit seiner Familie nach Palästina. Obwohl er Erez Israel bereits 1931 einen Besuch abgestattet hatte, um seine Auswanderung vorzubereiten, gab es aufgrund der vielen aus Deutschland geflüchteten Mediziner für ihn zunächst jedoch keine Möglichkeit als Arzt zu arbeiten. Dr. Wolfsberg schlug sich mit Vorträgen und dem Schreiben von Artikeln zum Thema Zionismus, Religion und Philosophie durch. Nach einem Jahr erhielt er überraschend – bedingt durch einen Todesfall – eine Anstellung bei der Kupat Cholim in Jerusalem.

Gleichwohl engagierte sich der deutsch-jüdische Arzt weiterhin gesellschaftspolitisch, wovon eine Reihe historischer und geistesgeschichtlicher Bücher und zahlreiche wissenschaftliche Beiträge zeugt. Für sein Werk „Ijunim beJahadut“ (dt. Studien zum Judentum) erhielt er 1955 den renommierten „Rav-Kook-Preis“ der Stadt Tel Aviv. Zudem war er Mitbegründer der Dependance des Jerusalemer Leo-Baeck-Instituts, der religiösen Jugenddörfer Kefar Hanoar Hadati in der Nähe von Haifa sowie Givat Washington bei Yavne und – als Vorstandsmitglied der Jewish Agency – an den Vorbereitungen zur Gründung Israels beteiligt. Von 1948 bis 1949 vertrat Wolfsberg den jungen Staat als Botschafter in den skandinavischen Ländern. Zu dieser Zeit änderte er auch seinen Namen in Jeschajahu Aviad. Nach seiner Rückkehr nahm der Arzt seine Tätigkeit für die Kupat Cholim wieder auf.

Im Alter von 63 Jahren wurde Dr. Jeschajahu Aviad zum israelischen Botschafter in der Schweiz ernannt, wo er während seiner Amtszeit im August 1957 in Bern verstarb. Sein Leichnam wurde nach Israel überführt und in Jerusalem beigesetzt.

Quellen:
Tidhar, D. (1949), Entsiklopedyah le-halutse ha-yishuv u-vonav (Vol. 3), http://www.tidhar.tourolib.org/tidhar/view/3/1349.
Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet. Geflohen. Ermordet, Freiburg 2007.
Rebecca Schwoch, Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus, Berlin 2009.
Robert Jütte, Die Emigration jüdischer Historiker nach Palästina, Stuttgart 1991.
Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 69, 1983.